Nuance-Manager: „Die Krankenhäuser sind jetzt am Zug!“

mednic.de sprach mit Milko Jovanoski, International Marketing Manager für den Healthcare-Bereich beim Spracherkennungsspezialisten Nuance Communications über die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Arbeitserleichterung im Gesundheitsbereich und über Cloud-Risiken, die hierzulande aufgrund mangelhafter IT-Sicherheit lauern.

mednic: Sind die Produkte aus dem Healthcare-Bereich für Mediziner aller Fachrichtungen gleichermaßen geeignet?

Jovanoski: Wir haben verschiedene Dragon Medical Lösungen für niedergelassene Ärzte und für Kliniken im Angebot. Größere Krankenhäuser nutzen in der Regel Server-/Client-Lösungen, was wiederum für eine Arztpraxis meist nicht benötigt wird. Wir bieten unsere Lösungen teils mit verschiedenen Vokabularen für unterschiedliche Fachrichtungen an, denn manche Spezialisten haben hier einen ganz anderen Bedarf als etwa ein Allgemeinmediziner. Diese Anpassungen sind sehr hilfreich, denn der Arzt muss weniger nachbessern. Das honoriert der Markt: So haben wir beispielsweise bei Radiologen europaweit einen Marktanteil von bis zu 80 Prozent erreicht.

mednic: Nuance macht fast 50 Prozent seines Gesamtumsatzes im Healthcare-Bereich. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

Jovanoski: Dies lässt sich einerseits mit gezielten Akquisitionen in diesem Bereich erklären insbesondere in Nordamerika. Behördliche Initiativen haben uns ebenfalls geholfen – Stichwort: Digitale Patientenakte. So nutzt beispielsweise in Deutschland fast jede Klinik ein Krankenhaus-Informationssystem und damit verbunden sehr häufig eine Lösung von Nuance. Bei niedergelassenen Ärzten sieht das noch anders aus.

“Aktuell sehen wir aufgrund der Trojaner-Angriffe, dass hier vielfach noch großer Handlungsbedarf besteht – die Krankenhäuser sind hier jetzt am Zug! Durch eine gezielte Zusammenarbeit von Behörden, Industrie und Kliniken sollte hier ein klarer Plan ausgearbeitet werden.”
Milko Jovanoski

mednic: Können Sie uns einen Ausblick geben, was die Nuance-Produkte für den Healthcare-Bereich in fünf Jahren können werden?

Jovanoski: Ohne hier Firmengeheimnisse zu verraten kann ich sicherlich folgendes sagen: Die Systeme werden noch schneller und genauer arbeiten. Weltweit erleben wir außerdem eine Entwicklung hin zu cloudbasierten Lösungen. In den USA sind wir damit schon sehr erfolgreich, in Deutschland sind wir hier noch nicht so weit. Wir sind aber sicher, dass sich diese Entwicklung europaweit fortsetzen wird, wenngleich uns das Thema IT-Sicherheit hier momentan etwas zurückwirft. Aktuell sehen wir aufgrund der Trojaner-Angriffe, dass hier vielfach noch großer Handlungsbedarf besteht – die Krankenhäuser sind hier jetzt am Zug! Durch eine gezielte Zusammenarbeit von Behörden, Industrie und Kliniken sollte hier ein klarer Plan ausgearbeitet werden.

mednic: Die Nuance-Lösungen werden vielfach über große Systemintegratoren vertrieben. Wird der breite Bereich der niedergelassenen Ärzte und der kleineren Kliniken nicht aber vielmehr von kleineren Systemhäusern betreut wird?

Jovanoski: Wir haben ja wie bereits erwähnt unterschiedliche Lösungen für diese Zielgruppen im Angebot. Im Bereich der niedergelassenen Ärzte arbeiten wir mit Systemhäusern und Value Added Resellern zusammen. Hier haben wir rund 50 Partner in Deutschland, die zertifiziert und auch dazu in der Lage sind, Anpassungen an bestimmte Kundenbedürfnisse vorzunehmen.

mednic: Es besteht also die Möglichkeit, ihre Lösungen so anzupassen, das man kein „Produkt von der Stange“ erwirbt?

Jovanoski: Richtig, hier gibt es je nach Lösung verschiedene Makros, Autotexte und spezielle Befehle, welche die tägliche Arbeit erleichtern und automatisieren. Auf diese Weise können wir den größten Teil der Kundenwünsche abdecken. In Wien unterhalten wir übrigens einen Entwicklungs-Standort für ganz Europa. Von den Wiener Kollegen wissen wir, dass der Bedarf für individuelle Anpassungen wichtig ist. Das untermauern auch von uns durchgeführte Untersuchungen, die beispielsweise ergeben haben, dass einige Krankenhausärzte täglich drei bis fünf Stunden mit Dokumentationsaufgaben beschäftigt sind. Ich finde, das sind erschreckende Zahlen schließlich wünschen sich Ärzte und Pflegekräfte mehr Zeit mit ihren Patienten zu verbringen! Darüber hinaus analysieren wir die Bedürfnisse unserer Kunden sehr genau, wodurch wir ständig neue Erkenntnisse in die Produktentwicklung einfließen lassen. Uns ist das Kundenfeedback wirklich sehr wichtig und der Kunde bekommt auch eine Rückmeldung, wenn er konkrete Anregungen hat.