DEKV fordert Entwicklung eines Zuwendungsindex

Pflegekraft mit Patientin
Pflegekraft im Gespräch mit Patientin: „Zuwendung nimmt Ängste, erklärt Zusammenhänge und fördert so die Therapietreue“ (Foto: dragoscondrea/123rf.com)

Professionelle Zuwendung durch Mediziner und Pflegende kostet Zeit und sollte als Leistung anerkannt werden. Zuwendung muss folglich zu den evidenzbasierten Qualitätskriterien passen, fordert der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV).

Kranke Menschen empathisch wahrnehmen

Kranke Menschen werden in Deutschland medizinisch hochwertig versorgt. Allerdings betrachten viele manche Akteure im Gesundheitswesen Kranke und Alte wie eine Sache – menschliche Nähe und Zuwendung bleiben auf der Strecke. „Professionelle Zuwendung bedeutet, dass unsere Mitarbeitenden kranke Menschen mit ihren körperlichen und emotionalen Bedürfnissen empathisch wahrnehmen und eine Beziehung auf Zeit zu ihnen aufbauen. Sie bedeutet auch, zu sehen, wie die Patient:innen wirken, was sie tun und ihnen zuzuhören. Ein Teil dieser Zuwendung ist die Kommunikation. Für den Erfolg einer Behandlung ist sie immens wichtig: Sie nimmt Ängste, erklärt Zusammenhänge und fördert so die Therapietreue“, erläutert Christoph Radbruch, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV).

Rein evidenzbasierte Medizin

Die Realität sieht allerdings oft gänzlich anders aus: „Durch die Technisierung in der Medizin wird diese Zeit nicht anerkannt. Nur was evidenzbasiert ist, findet Anerkennung und wird finanziert. Das müssen wir ändern – zum Wohl für unsere Patient:innen, aber auch für unsere Mitarbeitenden. Dazu ist es notwendig, die professionelle Zuwendung im Krankenhaus so zu beschreiben, dass sie zu den evidenzbasierten Qualitätskriterien passt. Um dies zu erreichen, wäre es aus Sicht des DEKV wünschenswert, das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) zu beauftragen, einen Zuwendungsindex für die stationäre Patientenversorgung zu entwickeln. Dieser sollte dann in die Qualitätsmessung der Krankenhausversorgung eingeführt und in den Qualitätsberichten veröffentlicht werden.“ 

Immer mehr alleine lebende Senioren

Dass sich hier etwas ändert, erscheint überfällig. Durch die demographische Entwicklung (nicht nur) in Deutschland gibt es immer mehr alleine lebende Senioren im Land. Etwas mehr als ein Drittel der über 65-Jährigen in Deutschland lebte im Jahr 2020 allein. Bei den über 85-Jährigen beträgt der Anteil mehr als die Hälfte (58 Prozent).

Fehlen Lebenspartner:in, Freunde und Verwandte, droht alten Menschen schnell die Isolation. Im Fall einer Erkrankung oder Krankenhauseinweisung sind diese Menschen auf sich allein gestellt: Tröstender Besuch bleibt nicht nur an Weihnachten aus, Fragen zum Umgang mit ihrer Erkrankung und der Behandlung müssen sie oft mit sich selbst ausmachen. Für diese Patientengruppe ist neben der hochwertigen medizinischen Versorgung eins wichtig: Zuwendung durch Ärzte und Pflegende.