Arztpraxen in der Bürokratie-Falle

Die zunehmende Bürokratie macht niedergelassenen Ärzten zu schaffen. (Foto: © Hanna Kuprevich /123rf.com)

Die Mehrheit der Arztpraxen in Deutschland sieht sich in der Bürokratie-Falle und klagt darüber, zu viel Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen verbringen zu müssen. Daran ändert auch die Digitalisierung nichts.

65 Prozent der niedergelassenen Ärzte verbringen täglich mehr als eine Stunde mit dem Ausfüllen von Formularen, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) zum Thema Bürokratie. Diese Zeit fehlt dann bei der Patientenbehandlung. An der Befragung beteiligten sich rund 1.400 niedergelassene Haus- und Fachärzte. Jeder Vierte (23 Prozent) gab sogar an, für das Ausfüllen von Formularen und das Abklären von schriftlichen oder telefonischen Anfragen mehr als zwei Stunden täglich zu benötigen.

Vor allem Anfragen von und Dokumente für Krankenkassen, Versorgungs- oder Arbeitsämter sowie Sozialgerichte werden laut Umfrage zu Zeitvernichtern in Arztpraxen. Aber auch QM-Bögen, Hygiene- und Datenschutzformulare verschlingen die Zeit der Praxisteams. Besonders ärgerlich finden Ärzte diesem Zusammenhang die Formulare Muster 52 (Bericht für die Krankenkasse bei Fortbestehen der Arbeitsunfähigkeit) sowie die 61 (Beratung zu medizinischer Rehabilitation). 

Mehr Arbeit durch Digitalisierung?

91 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass die Belastung durch Bürokratie in der ambulanten medizinischen Versorgung in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. Eine Entlastung dank Digitalisierung sehen die meisten Ärzte nicht. 78 Prozent der Befragten fürchten sogar, dass mit neuen digitalen Prozessen sogar zusätzliche Verwaltungsarbeit anfällt. Lediglich vier Prozent hoffen auf spürbare Verbesserungen dank zunehmender Digitalisierung.

Gesetzliche Bestimmungen nicht praxistauglich

Für die derzeitige Bürokratiebelastung machen 95 Prozent der Ärzte verantwortlich, dass Vertragsärzte immer mehr gesetzliche Bestimmungen erfüllen müssen. 51 Prozent sieht einen Nebenfaktor außerdem in immer häufigeren Patientenanfragen und -forderungen. 44 Prozent der Befragten finden, dass eine immer komplexer werdende, moderne Medizin, die Zeit von Praxisteams verschlingt.

49 Prozent der Ärzte sind der Ansicht, dass Politikern und Körperschaften nicht bewusst ist, welche Belastung Bürokratie in den Praxen verursacht. 41 Prozent der Befragten glauben, dass Probleme zwar durchaus bekannt sind, aber nichts dagegen unternommen wird, weil der Kampf gegen die Bürokratie für die Verantwortlichen keinen hohen Stellenwert hat.