„Otto Normalverbraucher“ verfügt bei medizinischen Fragen oft über Fehlinformationen und Wissenslücken. Die AOK in Baden-Würtemberg informiert jetzt mit einer „Faktenbox“ im Internet zu Themen, die auch medizinischen Laien bekannt sein sollten – es häufig aber nicht sind.
Ständig haben Mediziner oder medizinisches Personal in Arztpraxen und Krankenhäusern mit mangelhaftem Gesundheitswissen bei Patienten zu kämpfen. Ein beachtlichenswertes „Gegengift“ sind die Faktenboxen der AOK in Baden-Würtemberg, die dazu beitragen sollen, dass Patienten auf Grundlage verifizierter Tatsachen persönlich richtige Entscheidungen treffen. Themen sind unter anderem Verhütungsmittel, Impfungen, Organspendeausweise und Nahrungsmittelallergien. Aktuelles Thema: Nahrungsergänzungsmittel. Insbesondere bei Vitaminen glauben viele Verbraucher an Wunder – ein Beispiel: Vitamin C hilft vorbeugend gegen Erkältung!
Mythos vom Erkältungs-Blocker
„In der nasskalten Jahreszeit häufen sich Erkältungskrankheiten, weshalb viele Menschen zur Vorbeugung zusätzlich Vitamin C zu sich nehmen. Die Einnahme dieses Nahrungsergänzungsmittels ist aber wirkungslos“, sagt PD Dr. Sabine Knapstein, Ärztin und Psychotherapeutin bei der AOK Baden-Württemberg. Das zeigen Studien, die in die neue AOK-Faktenbox eingeflossen sind.
Link zu den AOK-Faktenboxen: https://bw.aok.de/inhalt/faktenboxen-gesundheit-12/
In der in Zusammenarbeit mit dem Harding-Zentrum für Risikokompetenz am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung erstellten Faktenbox zeigt sich, dass von 100 Menschen mit und ohne zusätzliche Einnahme von Vitamin C in drei Monaten 61 bis 63 Personen mindestens einmal unter einer Erkältung leiden. Nebenwirkungen, wie beispielsweise Magen-Darm-Beschwerden, treten laut Studienergebnissen bei der Verwendung von Vitamin C als Nahrungsergänzungsmittel nicht auf.
Irrglaube auch bei Vitamin E
Anders sieht es bei der Einnahme von Vitamin E während der Schwangerschaft aus: Hier geben Studien Hinweise darauf, dass die zusätzliche Einnahme von Vitamin E als Nahrungsergänzungsmittel Bauchschmerzen begünstigen kann. Auf der anderen Seite existiert aber kein Hinweis für einen Nutzen der routinemäßigen Einnahme dieses Vitamins während der Schwangerschaft.
Für Apotheken, Drogerien und Supermärkte ist das Geschäft mit den frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) lukrativ. Laut dem Ernährungsbericht 2012 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nehmen etwa ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland Nahrungsergänzungsmittel. Im Zeitraum April 2013 bis März 2014 lagen die Ausgaben für NEM bei rund einer Milliarde Euro (Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.).
Gesunde Mischkost statt Pillen
Anstelle von NEM rät Anja Ettischer, Ernährungswissenschaftlerin der AOK Baden-Württemberg, zu einer ausgewogenen Ernährung, die dem gesunden Erwachsenen in der Regel ausreichend Vitamine und andere Nährstoffe liefert. Mit einer überwiegend pflanzlichen Ernährung mit einem hohen Vollkornproduktanteil, zwei Portionen Seefisch pro Woche und geringen Mengen Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln, ist es am Einfachsten möglich, alle benötigten Nährstoffe aufzunehmen. „Eine vollwertige, vorwiegend pflanzenbetonte Mischkost ist zu empfehlen“, sagt Anja Ettischer.