Nachdem das britische Unterhaus das Brexit-Abkommen abgelehnt hat, kann es am 29. März 2019 zu einem ungeregelten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU kommen. Der Industrieverband Spectaris warnt angesichts dieser Perspektive vor erheblichen Konsequenzen für die exportstarke Hightech-Industrie. Er plädiert dafür, noch eine wirtschaftsverträgliche Lösung zu finden.
Für den Industrieverband ist klar, dass ein ungeregelter Austritt die denkbar schlechteste Option wäre: „Für unsere Unternehmen würde sich ein erheblicher finanzieller und zeitlicher Mehraufwand ergeben: Zollanmeldungen, Zölle und Ursprungsregeln müssen eingehalten werden. Verzögerungen im Lieferverkehr sind da vorprogrammiert, zumal die administrative Vorbereitung seitens der Briten fraglich ist“, sagt Spectaris-Geschäftsführer Jörg Mayer. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln teilt derweil mit, die deutsche Wirtschaft müsse sich jetzt definitiv auf einen harten Brexit einstellen und entsprechende Notfallpläne auslösen.
Regulatorische Unsicherheiten
Im Falle eines No Deals kommen regulatorische Unsicherheiten im Bereich der Medizintechnik und der Umweltgesetzgebungen hinzu. Zügige Vereinbarungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich sind dann notwendig, um einen reibungslosen Warenverkehr zu ermöglichen. Dazu bedarf es umfassender Übergangsfristen und der langfristigen gegenseitigen Anerkennung von Marktzugangsregelungen.
Um diese Situation abzuwenden, plädiert der Spectaris-Verband dafür, dass die britische Regierung mit der EU weiter nach einer Verhandlungslösung sucht. Mayer: „Die Briten sind hier in der Bringschuld und müssen der EU aussichtsreiche Alternativen zum abgelehnten Abkommen präsentieren, damit ein No Deal-Szenario am 29. März verhindert wird. Andernfalls kommen schwierige Zeiten auf die exportintensive deutsche Hightech-Industrie zu.“
Medizintechnik-Exporte bereits rückläufig
Das Vereinigte Königreich gehört zu den Top 10 Exportländern der vom Spectaris-Verband vertretenen Branchen. In einigen Zweigen zeigt sich bereits ein Rückgang der Ausfuhren. So sind bis Herbst 2018 die Ausfuhren der Photonik im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zehn Prozent eingebrochen. Nachdem in der Medizintechnik bereits 2017 ein Minus von sieben Prozent zu verzeichnen war, bleiben die Exporte hier fortgesetzt rückläufig.