Virtual Reality für Medizinstudierende

Ein interdisziplinäres Team der FH Münster erforscht im Verbundprojekt „medical tr.AI.ning“ den Einsatz von Virtual Reality für Medizinstudierende. (Foto: FH Münster/Jana Bade)
Ein interdisziplinäres Team der FH Münster erforscht im Verbundprojekt „medical tr.AI.ning“ den Einsatz von Virtual Reality für Medizinstudierende. (Foto: FH Münster/Jana Bade)

Wie sich Virtual Reality für die medizinische Lehre nutzen lässt, erforscht ein interdisziplinäres Team der FH Münster im Rahmen des Verbundprojektes „medical tr.AI.ning – Intelligente Virtuelle Agenten für die Medizinische Ausbildung“. 

Ziel des Projektes ist es, Denk- und Entscheidungsprozesse während des therapeutischen Handelns angehender Medizinerinnen und Mediziner zu fördern. Dabei helfen soll eine Virtual-Reality-Trainingsplattform, die ins Medizinstudium integriert wird und aktuelle Lehrkonzepte erweitern soll. An dem Projekt unter Federführung der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sind Forschende der FH Münster, der Universität des Saarlandes und der Hochschule der Bildenden Künste Saar beteiligt.

„Einige Behandlungssituationen lassen sich schlecht oder gar nicht von den Schauspieler*innen nachstellen, die als Simulationspatient*innen in vielen medizinischen Trainings mitwirken“, sagt Prof. Tina Glückselig vom Institut für Gesellschaft und Digitales (GUD) der FH Münster. Aktuell liegt der Fokus des Projektes deshalb auf dermatologischen Untersuchungen. „Einige Hauterkrankungen kann man nicht durch Schminken nachbilden. In einer virtuellen Umgebung haben wir ganz andere Möglichkeiten, um diese Krankheiten darzustellen“, so Glückselig.

Bei Virtual Reality kommt es auf Kleinigkeiten an

In ihrem Teilprojekt gestalten die Forschenden die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine-Schnittstelle (User Interface) sowie die User Experience, die alle Eindrücke und Erlebnisse der Nutzenden umfasst. Die Basis des Trainings bilden interaktive Szenarien mit intelligenten virtuellen Agenten. „Studierende nehmen dabei die Ich-Perspektive ein“, erklärt Prof. Dr. Kathrin Ungru, Leiterin des Labors für Visual Computing. „Die simulierte Umgebung sollte möglichst authentisch sein. Durch die Gestaltung des Raums, der Darstellung der eigenen Hände in blauen Einweghandschuhen und der Bewegungen möchten wir die Immersion, das Eintauchen, steigern.“ Dabei komme es auf Kleinigkeiten an, etwa wie jemand einen Kugelschreiber halte oder wie man eine Tür öffne. Mittels eines sogenannten Autorentools sollen Studierende und Lehrende zudem in die Lage versetzt werden, individuelle Szenarien zu konfigurieren. Eine Künstliche Intelligenz erzeugt die individuellen Ausprägungen der Krankheitsbilder dann entsprechend den eingestellten Parametern. 

Die neue Trainingsplattform soll als Ergänzung dienen und die persönliche Begegnung nicht ersetzen. „Berührungen und soziale Interaktion können nicht durch Technik nachgebildet werden, das ist nicht unsere Absicht“, betont Glückselig.

Virtual Reality neu eingesetzt

Neu ist der Einsatz von Virtual Reality in der medizinischen Lehre nicht und wird auch an anderen Orten in Deutschland erprobt. „Unser Ansatz, dass Medizindidaktiker*innen Szenen selbst erstellen können, ist allerdings neu. Wir kaufen keine technische Lösung von der Stange, sondern entwickeln sie selbst“, so Glückselig. Geplant ist außerdem, das Angebot später kostenlos an Institutionen heranzutragen.

Das Verbundprojekt wird bis Ende 2024 über die Bund‐Länder‐Förderinitiative „Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt rund 2,6 Millionen Euro gefördert.