Das erste interdisziplinäre Robotik-Zentrum der Region wird jetzt am Universitätsklinikum Münster (UKM) eröffnet. Neben Einsatz in der Urologie steht nun zweiter da Vinci-Roboter für minimalinvasive Verfahren in der Chirurgischen Klinik zur Verfügung.
Die Operationen mit da Vinci werden über nur zentimetergroße Bauchschnitte durchgeführt. Durch eine dreidimensionale Full-HD-Videokamera mit mehr als zehnfacher Vergrößerung hat der Operateur während des Eingriffs eine sehr gute Sicht auf feinste Strukturen innerhalb des Körpers. Alle Bewegungen der vier Instrumentenarme des Roboters werden bei den Operationen vom Chirurgen an einer Konsole selbst ausgeführt und hochpräzise übertragen. Selbstständige Bewegungen führt das System nicht aus. Bei jeder Operation steht zudem ein zweiter Chirurg am OP-Tisch, der den Operateur bei seiner Arbeit direkt am Patienten unterstützt.
Präzise und schonend
„Der Vorteil der robotergestützten minimalinvasiven Operationstechniken liegt nicht nur in der Hochgenauigkeit. Gleichzeitig ist der Patient schneller wieder fit, weil er keine großen Operationswunden und später nur kleine Narben hat. Auch der Blutverlust ist deutlich geringer als bei herkömmlichen OPs“, erklärt Univ-Prof. Andreas Pascher, seit April neuer Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie und Spezialist auf dem Gebiet der minimal-invasiven und roboterassistierten Operationsverfahren. An der Berliner Charité hat er bereits langjährige Erfahrungen mit diesen innovativen OP-Techniken gesammelt und will den Einsatz von da Vinci am UKM weiterentwickeln. „Insbesondere in der Krebsmedizin verbessert die durch Menschenhand nicht zu überbietende Präzision von OP-Robotern die Behandlungsmöglichkeiten. Vor allem bei der Entfernung von Tumoren des Enddarmes, der Speiseröhre, des Pankreas und der Leber ermöglicht die Robotik uns Chirurgen eine besonders exakte und schonende Durchführung“, so Pascher Wichtig sei, dass der Patient wisse, dass die OP niemals in der Hand des Roboters alleine liege.
Robotik-Zentrum als Start in die Chirurgie 4.0
Das neue da Vinci-System wird derzeit an der UKM eingerichtet. Zum Start des interdisziplinären Robotik-Zentrums in der Region nehmen auch neue chirurgische Oberärzte ihre Arbeit auf, die das System bedienen und andere Ärzte im Umgang damit unterweisen können. Pascher freut sich auf den Einsatz des Roboters, den er zur Bedingung gemacht hatte, um nach Münster zu kommen: „Wir werden uns am UKM maßgeblich daran beteiligen, die Zukunft der Chirurgie in den nächsten 20 Jahren mitzugestalten. Die Zukunft der Chirurgie ist computerbasiert.“ Das meine neben Virtual Reality auch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz: Chirurgie 4.0 bedeute die beste Umsetzung des Handwerks eines Chirurgen unter Zuhilfenahme von Hochtechnologie.