Telefonseelsorge mit neuem App-Angebot

Junge Frau nutzt App
Telefonseelsorge mit neuer App: „Erste-Hilfe-Koffer für den Notfall“ (Foto: © Shao-Chun Wang/123rf.com)

Die Telefonseelsorge Deutschland startet mit dem „KrisenKompass“ eine rein digitale Hilfe für Menschen in der suizidalen Krise. Mit der App wird das bisherige Angebot erweitert.

Menschen in einer schwierigen seelischen Situation benötigen eine klare und selbsterklärende Ansprache, da die kognitiven Möglichkeiten überlagert sind. „Mit unserer App haben wir stark darauf geachtet, eine leichte Userführung einzubringen und bewusst leicht lesbare Texte verfasst“, so Dr. Stefan Schumacher, Projektleiter des KrisenKompass und Leiter der Telefonseelsorge.

Die neue App richtet sich an drei Gruppen:  

  • Menschen in der suizidalen Krise
  • Angehörige, Kollegen und Freunde, die unterstützen möchten
  • Angehörige, die eine Person durch Suizid verloren haben.

„Wir haben die App entwickelt, um jene zu unterstützen, die sich nicht trauen, mit uns zu sprechen oder uns zu schreiben. Wir hoffen, dass dieses niederschwellige Angebot das Rüstzeug an die Hand gibt, einen Krisenfall besser zu meistern“, erklärt Dorothee Herfurth-Rogge, Vorsitzende der Evangelischen Konferenz für Telefonseelsorge und Offene Tür e.V.,  den Hintergrund der App.

Für beraterisch-therapeutische Zwecke nutzbar

Im KrisenKompass stehen Funktionen bereit, die auch in der Psychotherapie genutzt werden wie zum Beispiel die Aufzeichnung von Stimmungen als Tagebuchfunktion oder das Anlegen eines Safety-Plans. „Er kann in stabilen Momenten angelegt werden und ist sehr hilfreich, wenn man weiß, in der Krisensituation kann ich darauf zurückgreifen“, beschreibt Dr. Stefan Schumacher den Mehrwert. 

Als Erste-Hilfe-Koffer für den Notfall kann der Nutzer in der App außerdem persönliche Archive anlegen, um aufbauende Gedanken oder persönliche Fotos, Erinnerungen oder Lieder zu speichern. Erläuterungen von Entspannungstechniken sowie Kontakte für den Notfall wie die Telefonseelsorge und andere professionelle Anlaufstellen, geben konkrete Hilfestellungen für eine Krise.

Thematisierung von Suizidalität

Im Jahr 2019 wurde das Thema Suizidalität (Suizidabsicht, Suizidversuch, Suizidgedanken, Suizid eines anderen) in rund 103.000 der Gespräche der Telefonseelsorge thematisiert (Telefon, Mail, Chat und Vor Ort). Mehr als 23 Prozent der Gespräche fanden mit Kindern und jungen Menschen bis 29 Jahren statt. Besonders die digitalen Wege werden hier genutzt: konkret waren es 68,2 Prozent aller Chatgespräche und 61,4 Prozent der Mails zum Thema Suizidalität mit dieser Altersgruppe.

Die Telefonseelsorge ist telefonisch, per E-Mail, Chat und in einigen Städten Vor Ort erreichbar. Dank Unterstützung der Deutschen Telekom sind die Telefonnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 gebührenfrei.