Studie: Es gibt keinen Generationenkonflikt

Großvater und Enkel
Studie: Fürsorge – zum Beispiel in Form von Enkelbetreuung - gilt als eine der wichtigsten Fähigkeiten älterer Menschen (Foto: serezniy/123rf.com)

Von sechs an einer aktuellen Umfrage beteiligten Ländern steht Deutschland an zweiter Stelle der Länder, in denen junge Menschen die Unterstützung durch ältere Menschen in ihrem Alltag am meisten schätzen.

Wer zwischen Mitte der 1950er- und Ende der 60er-Jahre geboren ist, gehört zur Generation der „Babyboomer“ – und steuert gerade steil auf das Seniorenalter zu. Gerade aus der Perspektive der heute 20- bis 30-jährigen kommt viel Kritik: Die Babyboomer seien eine Generation, die nie auf irgendetwas verzichten musste, die Kreuzfahrten und schwere Geländewagen liebt, heißt es. Das klingt stark nach Generationenkonflikt. Doch einer aktuellen Studie zufolge, die von dem internationalen Marktforschungsinstitut Censuswide im Auftrag des kalifornischen Medizintechnik-Unternehmens Edwards Lifesciences durchgeführt wurde, droht – zumindest hierzulande – kein Konflikt zwischen den Jüngeren und Älteren.

 Von den sechs an der Umfrage beteiligten Ländern steht Deutschland an zweiter Stelle der Länder, in denen junge Menschen die Unterstützung durch ältere Menschen in ihrem Alltag am meisten schätzen. Ein wichtiger Grund dafür ist das ausgeprägt große ehrenamtliche Engagement vieler Älterer. Laut Umfrage üben 42 Prozent der Deutschen über 65, also über sieben Millionen Menschen, ein Ehrenamt aus.

Die Studie empfiehlt, durch eine Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung der über 65-Jährigen den intergenerationellen Zusammenhalt weiter zu stärken. Die Studienautoren empfehlen generationsübergreifende Mentoring-Programme als Unterstützung und das Angebot digitaler Trainings für ältere Menschen.

Senioren-Anteil wächst stark

Die kürzlich veröffentlichte Studie, basierend auf einer Umfrage unter 2.139 Deutschen, belegt, dass über 65-Jährige eine zentrale Rolle für eine funktionierende Gesellschaft und im Leben junger Menschen spielen. Die Studie „Generationen vereinen: Mehr Solidarität zwischen Jung und Alt“ von Edwards Lifesciences empfiehlt, die Wahrnehmung der Gesellschaft in Hinblick auf ältere Generationen zum Positiven zu verändern und den gesellschaftlichen Beitrag älterer Menschen stärker wertzuschätzen. Im Jahr 2050 werden 22 Millionen Deutsche über 65 Jahre alt sein. 

Dieser demografische Wandel wird in öffentlichen Diskussionen oft als Herausforderung dargestellt, was indirekt unterstellt, dass ältere Menschen eine Belastung für die Gesellschaft darstellen. Tatsächlich – wie die ‚Generationen vereinen‘ Studie zeigt – leisten die über 65-Jährigen viel Positives für unsere Gesellschaft. So nehmen ältere Generationen mehrere Aufgaben wahr: Sie sind MentorInnen, Pflegende und finanzielle UnterstützerInnen.

Signifikanter sozialer Beitrag

Im Gegensatz zur vorherrschenden allgemeinen Wahrnehmung heben die Umfrageergebnisse hervor, dass ältere Menschen einen signifikanten sozialen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Vierundzwanzig Prozent unterstützen ihre Familie durch Einkäufe oder Autofahrten und 23 Prozent kümmern sich um Familienmitglieder. 

75 Prozent der über 65-Jährigen unterstützen zusätzlich jüngere Familienmitglieder, indem sie Urlaube und Freizeitaktivitäten (45%) und ihre Bildung (30%) finanziell bezuschussen. Daraus resultiert, dass junge Menschen die Rolle, die ältere Menschen in ihrem Leben spielen, zu schätzen wissen. 78 Prozent der 18 bis 40-Jährigen gaben an, dass sie die Unterstützung der über 65-Jährigen als wichtig oder ziemlich wichtig empfinden, was den zweithöchsten Wert innerhalb der sechs Länder, die in der Umfrage berücksichtigt wurden, darstellt.

Hier können Sie die komplette Studie (in engl. Sprache) herunterladen: Externer Link

„Menschen werden älter und bleiben länger fit, deswegen ist es wichtig, dass wir die gesellschaftliche Wahrnehmung der älteren Generationen zum Positiven verändern“, kommentiert Edward Lifesciences Germany Geschäftsführer Dieter Fellner die Studienergebnisse. „Die Studie ‘Generationen vereinen‘ zeigt auf, welchen maßgeblichen sozialen und wirtschaftlichen Beitrag ältere Generationen leisten und verdeutlicht, wie wichtig der Schutz ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens, für die Gesellschaft ist.“

Digitale Kenntnisse erweitern

Die Studie betont außerdem die Vorteile der generationsübergreifenden Zusammenarbeit. Junge Menschen hoben Zuhören und Beraten (48%), das Teilen von geschichtlichem und kulturellem Wissen (38%) und Fürsorge – zum Beispiel in Form von Enkelbetreuung und Kochen (36%) – als wichtigste Fähigkeiten älterer Menschen hervor. Zusätzlich gibt fast jeder fünfte der jüngeren Befragten an, dass staatliche oder lokale Mentoring- oder Bildungsprogramme sie motivieren würden, mehr mit älteren Menschen zu unternehmen. Ältere Generationen erkennen an, dass sie ihre digitalen Kenntnisse verbessern sollten, davon sagen 41 Prozent, dass sie sich neue Technologien und digitale Mediennutzung am liebsten gemeinsam mit jungen Menschen erarbeiten würden.

Herausfordernde Pandemiezeit

Die Umfrage zeigt auch, dass COVID-19 generationsübergreifende Beziehungen entscheidend beeinflusst hat. Achtunddreißig Prozent der Befragten glauben, dass jüngere und ältere Menschen sich seit der Pandemie weiter voneinander entfernt haben. Fünfundvierzig Prozent gaben an, seitdem weniger Zeit mit Menschen einer anderen Generation zu verbringen.

Die Studie gibt drei Handlungsempfehlungen, die sicherstellen sollen, dass in Deutschlands Gesellschaft kein Generationenkonflikt entsteht: Die Umsetzung von Kampagnen zur Veränderung der vorherrschenden gesellschaftlichen Wahrnehmung von SeniorInnen und deren Interaktion mit jüngeren Generationen; mehr Mentoring-Programme zum Wissensaustausch zwischen älteren und jüngeren Generationen und bessere Angebote zum Erlernen digitaler Fähigkeiten speziell für ältere Menschen. 

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