Assistenzroboter vernetzt Senioren und Pflegende

Der Pflegeassistenzroboter der TU Ilmenau während der Textphase in der AWO-Seniorenwohnanlage in Ilmenau. (Foto: Wengefeld/TU Ilmenau)
Der Pflegeassistenzroboter der TU Ilmenau während der Textphase in der AWO-Seniorenwohnanlage in Ilmenau. (Foto: Wengefeld/TU Ilmenau)

Einen Assistenzroboter für Senioren haben Forschende der technischen Universität Ilmenau gemeinsam mit sechs Partnern im Rahmen eines Projekts entwickelt. Er soll es Pflegbedürftigen ermöglichen, von zu Hause aus zu kommunizieren und auch von Laien ganz einfach zu bedienen sein.

Der smarte Helfer hält den stetigen Kontakt der Seniorinnen und Senioren mit Angehörigen, Bekannten und Pflegedienstmitarbeitern aufrecht und soll sie bei verschiedenen Dienstleistungen unterstützen. Der Assistenzroboter MORPHIA („Mobiler robotischer Pflegeassistent zur Verbesserung von Teilhabe, Versorgung und Sicherheit in der häuslichen Pflege durch videobasiertes Angehörigennetzwerk“) ist im Rahmen eines gleichnamigen Forschungsverbundprojekts entwickelt worden. An dem Projekt haben die TU Ilmenau als Koordinatorin und sechs Partner aus Wissenschaft, Technologie und Pflege dreieinhalb Jahre gearbeitet. Der autonom operierende Roboter bietet neben Interaktions- und Kommunikationsfähigkeiten auch ein App-basiertes Kommunikationsnetzwerk, mit dem alle Aufgaben im Pflegenetzwerk rasch und effektiv abgestimmt und verteilt werden sollen.

Smarter Haushaltshelfer

Damit soll der Roboter die Kommunikationslücke zwischen Pflegebedürftigen und Pflegenden schließen. Mit ihm können die älteren Menschen per Video oder Chat kommunizieren. Das funktioniert sowohl mit den Angehörigen oder Freunden zum sozialen Austausch als auch mit den Pflegenden zur Unterstützung bei bestimmten Tätigkeiten wie der Einnahme von Medikamenten, an die der digitale Helfer zudem automatisch erinnert. Auch den Transport von Essensmahlzeiten oder persönlichen Gegenständen innerhalb der Wohnung übernimmt der Roboter. Bei eingehenden Anrufen sucht er die Senioren in der Wohnung. Wenn die Nutzenden etwas benötigen, können sie den smarten Assistenten per Rufknopf herbeiholen. 

Neben seinen unterstützenden Tätigkeiten hat der Roboter unbegrenzt Zeit und Geduld, so die Forschenden. Er muntere die Seniorinnen und Senioren durch humorvolle Dialoge und Geräusche auf und durch überraschende Effekte und unerwartete Anregungen und Handlungen bereichere er ihren Alltag. Das soll den Pflegebedürftigen auch ein wenig die Einsamkeit nehmen. Mit einer intelligenten Fernsteuerung können weit entfernt wohnende Angehörige darüber hinaus in der Wohnung der Seniorinnen und Senioren nach dem Rechten schauen oder sie per Telepräsenz bei bestimmten Tätigkeiten unterstützen. 

Assistenzroboter im Langzeittest

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das nun beendete Verbundprojekt MORPHIA mit gut 1,9 Millionen Euro für dreieinhalb Jahre gefördert. In einem Langzeittest wurde der MORPHIA-Roboter von 13 Seniorinnen und Senioren mit einem Durchschnittsalter von 76 Jahren in Wohnanlagen der Alten-, Jugend- und Sozialhilfe AWO Ilmenau erprobt. Auch die jeweils pflegenden Personen und Einrichtungen waren in diesen Test eingebunden. So konnten die Forschenden wertvolle Erkenntnisse über die Nutzung von Pflegeassistenzrobotern im täglichen häuslichen Alltag älterer Menschen gewinnen, die den Umgang mit modernen Kommunikationstechnologien nicht gewohnt sind. Die Nutzertests wurden 41 Wochen ohne die Anwesenheit technischer Experten durchgeführt. Damit setze MORPHIA in der Assistenzrobotik auch international neue Maßstäbe, heißt es.

Einfache Handhabung im Fokus

Bei der Entwicklung des Roboters achtete das Team um Projektleiter Professor Horst-Michael Groß, Leiter des Fachgebiets Neuroinformatik und Kognitive Robotik der TU Ilmenau, darauf, dass die Technik von den älteren Menschen selbst und auch von ihren Angehörigen einfach zu handhaben ist: „Die Bedienung des MORPHIA-Systems ist per Smartphone, Tablet oder PC von jedem beliebigen Ort aus möglich“, erklärt der Wissenschaftler. „Natürlich war es uns auch sehr wichtig, dass der Roboter eigenständig in der Wohnung nach den Senioren suchen kann und seine Fernnavigation durch die Angehörigen und die Pflegeeinrichtungen alltagstauglich und nutzerfreundlich ist. Dies wird, davon bin ich überzeugt, Pflegebedürftige und Pflegende wesentlich enger miteinander vernetzen“, so der Projektleiter weiter.

Denn oftmals kooperieren Angehörige und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Pflege- und Gesundheitsberufen heute nicht nur unmittelbar vor Ort, sondern auch über weite Entfernungen hinweg miteinander. Der Assistenzroboter soll nun dabei helfen, die Pflegeaufgaben unter allen Beteiligten leichter untereinander abzustimmen und zu verteilen.