Rund 25.000 Besucher werden in den nächsten Tagen auf der Apotheken-Fachmesse Expopharm in Düsseldorf erwartet. Ein zentrales Thema ist das E-Rezept. Wie kommt es flächendeckend in der Versorgung an? Welche Veränderungen folgen auf die Einführung?
Gastbeitrag von Simeon Atkinson
Das E-Rezept ist nur der Anfang
Seit dem 1. Juli 2023 haben gesetzlich Versicherte die Möglichkeit, elektronische Rezepte per eGK einzulösen. Neben dem Einlöseweg über einen Papierausdruck oder die offizielle App führt diese Option tatsächlich zu einem deutlichen Anstieg der eingelösten E-Rezepte, wie das TI-Dashboard der Gematik beweist.
Als Hersteller von Kartenlesegeräten ist das Unternehmen Cherry aus meiner Sicht nah am Geschehen. „Die Digitalisierung nimmt endlich Fahrt auf“, sagt Gerrit Schick, Geschäftsführer der Cherry Digital Health GmbH. Dabei geht es um mehr als die elektronische Verordnung. Schick sieht das E-Rezept als einen wertvollen Meilenstein, um die Anwendungen der Telematikinfrastruktur in alltägliche Abläufe zu integrieren. Dazu können beispielsweise ein digitaler Medikationsplan (eMP), ein Wechselwirkungscheck oder eine automatische Medikationserinnerung zählen. Diese Anwendungen haben das Potenzial, Medikationsfehler in der Behandlung zu vermeiden – insbesondere im Zusammenwirken mit der elektronischen Patientenakte (ePA), die etwas später als das E-Rezept ebenfalls flächendeckend ausgerollt werden soll. „Wenn bis 2025 auch die Patientendaten flächendeckend digital vorliegen, können mit ePA und eMP ganzheitliche Therapieentscheidungen für eine bessere medizinische Versorgung getroffen werden“, so Schick.
Akzeptanz für Digitalisierung stärken
Dass Rezepte digital werden, ist längt keine Überraschung mehr. Voraussichtlich im Februar 2024 wird das relevante Gesetz in Kraft treten, nahezu alle Apotheken in der Bundesrepublik sind schon jetzt darauf eingestellt. Doch es gab immer wieder technische Probleme, die gelöst werden mussten. Kinderkrankheiten einer neuen Technologie? In jedem Fall ist ein reibungsloser Ablauf für alle Beteiligten eine Voraussetzung für die Akzeptanz des E-Rezepts.
Mit Blick auf die breite Bevölkerung blickt Schick optimistisch in die Zukunft: „Patientinnen und Patienten sind definitiv bereit – bereit für eine ganzheitliche und verbesserte Gesundheitsversorgung.“ Eine aktuelle Umfrage des Bitkom zeigt, dass dies sich auch auf das E-Rezept bezieht. 81 Prozent der Menschen in Deutschland finden demnach die Einführung des E-Rezepts zu langsam. Ein bedeutender Faktor sind außerdem niedrigschwellige Einlösewege – etwa per eGK. Laut Bitkom-Umfrage würden 50 Prozent diese Möglichkeit bevorzugen. Auch Schick ist überzeugt, „besonders durch die Einlösung via eGK wird das E-Rezept alltagstauglich und kann zahlreichen Patienten einen echten Nutzen bringen.“
Alle Beteiligten informieren und schulen
Der Schlüssel für die flächendeckende Verfügbarkeit dürfte allerdings bei den Leistungserbringern und Apotheken liegen. „Zur Etablierung muss kontinuierlich vorgegangen werden, um alle Beteiligten zu informieren und zu schulen“, sagt Schick – und verweist auf die Vorteile für Praxen wie eine schnellere Freigabe per Komfortsignatur oder Folgerezepte ohne Praxisbesuch. Dabei gilt es, keine Zeit zu verlieren. Hier erinnert Schick an die „Aufholjagd“ in Sachen Digitalisierung, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach versprochen hat. Wie diese umgesetzt werden kann und welche Rolle das E-Rezept dabei spielt wird sicher ein häufiger Gesprächspunkt auf der Expopharm sein.
Die Expopharm (27. bis 30. September 2023, Messe Düsseldorf) ist die größte pharmazeutische Fachmesse in Europa. Sie gilt als europäische Leitmesse für den Apothekenmarkt und wird im jährlichen Wechsel in Düsseldorf und München veranstaltet. Sie wird von der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH durchgeführt. Parallel zur Expopharm findet der Deutsche Apothekertag, ein Organ der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA), statt. In Düsseldorf werden in diesem Jahr 25.000 Besucher erwartet, 500 Aussteller sind vor Ort.