Um die medizinische Versorgung zu verbessern, haben die European Stroke Organization (ESO) und die Stroke Alliance for Europe (SAFE) einen Schlaganfall-Aktionsplan ausgerufen. Er beschreibt zentrale Versorgungsziele bis zum Jahr 2030.
Mehr als eine Million Schlaganfälle jährlich und dadurch rund 460.000 Sterbefälle – der Hirninfarkt trifft europaweit sehr viele Menschen. Rund zehn Millionen Europäer leben mit den Folgen eines Schlaganfalls. Mit einem Schlaganfall-Aktionsplan sollen bis 2030 europaweit Versorgungsziele erreicht werden. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft e.V. (DSG) wirkt daran intensiv mit – und macht sich in diesem Kontext für eine Verbesserung der Nachsorge hierzulande stark. Bei der Akutversorgung sieht die DSG die Bundesrepublik bereits heute in einer Vorreiterrolle.
Coronapandemie verstärkt Ungleichheiten
Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft bewertet die Versorgungssituation ist in den europäischen Staaten heute als sehr unterschiedlich: Gute Strukturen existieren der DSG zufolge vornehmlich in den Ländern Nord-, West- und Mitteleuropas. Entwicklungsbedürftig dagegen seien die Strukturen in vielen Ländern Ost- und Südeuropas. „Durch die Coronapandemie haben sich ohnehin schon bestehende Ungleichheiten teilweise noch verstärkt“, betont Professor Dr. med. Helmuth Steinmetz, 1. Vorsitzender der DSG. „Um diese bestmöglich zu überwinden, brauchen wir unbedingt einen einheitlichen europäischen Ansatz für die Schlaganfall-Behandlung und das Management.“
Europaweit spezialisierte Stroke Units
Mit dem Stroke Action Plan rufen die europäischen Schlaganfall-Organisationen sowie Patientenfürsprecher die Gesundheitsminister der Länder auf, sich bis zum Jahr 2030 verbindliche Ziele für die Schlaganfall-Versorgung zu setzen. Präventionsmaßnahmen sollen deutlich zunehmen, damit die Zahl der Schlaganfälle um zehn Prozent gesenkt werden kann. Zudem soll die Akutversorgung des Schlaganfalls deutlich verbessert werden. „Ein zentrales Ziel ist es, 90 Prozent der Patienten in Europa auf spezialisierten Stationen (Stroke Units) zu versorgen“, erklärt Steinmetz. Deutschland kommt diesem Ziel schon heute nahe: Die DSG hat in den vergangenen Jahren mehr als 330 Stroke Units zertifiziert. Andere Länder verfügen über nicht einmal zehn solcher Stationen.
Nationale Schlaganfallpläne
Diese Ungleichheiten sehen auch ESO und SAFE. Deshalb lautet ein weiteres Ziel des Aktionsplans, dass alle Länder nationale Schlaganfallpläne und -strategien festlegen. In Deutschland wird dabei ein besonderes Augenmerk auf die Nachsorge gelegt. Ein zentrales Ziel einer verbesserten Schlaganfall-Nachsorge in Deutschland ist es, die Sekundärprävention zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden oder diese möglichst frühzeitig zu erkennen. Patienten sollen dadurch eine höhere Lebensqualität erreichen und seltener mehrere Schlaganfälle erleiden. Zentraler Bestandteil einer verbesserten Struktur könnten eine engere fachärztlich neurologische Betreuung und so genannte Schlaganfall-Lotsen werden, die bereits in zahlreichen Projekten an verschiedenen Orten Deutschlands im Einsatz sind.
Weiterführende Information: https://eso-stroke.org/projects/stroke-action-plan/