Was einen Messenger im Gesundheitswesen ausmacht

Joost Bruggeman ist Chirurg und Mitbegründer des Messenger-Anbieters Siilo. (Foto: Siilo)
Joost Bruggeman ist Chirurg und Mitbegründer des Messenger-Anbieters Siilo. (Foto: Siilo)

Um sich auszutauschen, nutzen immer mehr Ärzte und medizinische Fachkräfte Instant Messaging Dienste. In seinem Gastbeitrag erläutert Chirurg Joost Bruggeman, CEO und Co-Founder des Messenger-Anbieters Siilo, was einen zuverlässigen und praktikablen Messenger im Gesundheitswesen ausmacht und welche Herausforderungen die Entwicklung einer solchen Anwendung mit sich bringt. 

Gastbeitrag von Joost Bruggeman

Aus meiner eigenen Erfahrung als Chirurg weiß ich, wie stressig der Arbeitsalltag im Gesundheitswesen sein kann. Oftmals kommt es bei Absprachen auf Minuten oder sogar Sekunden an. Die informelle Form der Kommunikation via Messenger ist dabei ein wichtiges Instrument, um die Arbeitsabläufe so reibungslos wie möglich zu gestalten. Denn ein Messenger ist vor allem durch die Möglichkeit, Fotos und Videos zu versenden oftmals informationsreicher als ein Telefonat oder Fax. Zudem gibt er den Empfängern in hektischen Situationen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wann und wie umfangreich sie eine Nachricht beantworten.

Die Nutzung von Messengern ist daher nicht umsonst im Alltag vieler Ärzte und medizinischer Fachkräfte angekommen: Laut einer Umfrage der European Society of Cardiology versenden über 80 Prozent der Mitarbeiter in kardiologischen Einrichtungen klinische Daten via Messenger Apps. Am häufigsten wird dafür WhatsApp eingesetzt – und das, obwohl die Nutzung der App durch die 2018 in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) unzulässig ist.

Datenschutzkonforme Messenger zum Schutz sensibler Daten

Im Gegensatz zu kommerziellen Messengern sollte die Sicherheitsstruktur von medizinischen Messengern es einzig und allein den Sendern und Empfängern ermöglichen, ihre vertraulichen Nachrichteninhalte zu lesen. Um dies zu garantieren und sensible Patientendaten zu schützen, gibt es für Messenger-Apps im Gesundheitswesen einige Grundvoraussetzungen. Dazu gehören die Einhaltung des Datenschutzes gemäß der DSGVO und eines international anerkannten Standards für Informationssicherheit (ISO-27001 Zertifizierung) sowie die Erfüllung der spezifischen Anforderungen für Messenger-Dienste im Krankenhausbereich. Diese haben die Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder in einem Whitepaper festgehalten. So sollten Anbieter auf das Kernprinzip der Datenminimierung setzen und automatisierte Lösch-Mechanismen technisch konsequent umsetzen. Auch die Möglichkeit, Patientendaten und Dokumente in einem eigenen, von den allgemeinen Bereichen des Smartphones getrennten Speicher abzulegen, muss gegeben sein. Außerdem ist der Zugang zu Messengern über einen Verifikationsprozess zu sichern, sodass medizinisches Fachpersonal dort vertraut miteinander kommunizieren kann und sensible Nachrichten an die richtigen Kollegen versendet werden.

Zuverlässige Kommunikation rettet Leben

Serverausfälle oder Angriffe von Cyberkriminellen auf die technische Infrastruktur sind für Krankenhäuser leider keine Seltenheit mehr. Sie können im schlimmsten Fall die Kommunikation der betroffenen Institution komplett stilllegen. Gerade in solchen Situationen ist es von essenzieller Bedeutung, sich auf einen Messenger verlassen zu können, der unabhängig von der klinikeigenen IT funktioniert. Die Zuverlässigkeit eines Messengers wird oftmals erst erkannt, wenn er der Belastungsprobe ausgesetzt ist, millionenfach Nachrichten pro Tag einwandfrei zu verschicken. Damit die Nachrichtenübermittlung nicht ins Stocken gerät, müssen alle Komponenten eines medizinischen Messengers fehlerfrei ineinandergreifen. 

So simpel es sich anhört, so komplex ist die Anforderung auf der technischen Seite der Umsetzung. Dafür braucht es ein erfahrenes Entwicklerteam, umfassende finanzielle Ressourcen und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Software. Bei Siilo profitieren wir von der besonderen Expertise der Developer: Das Kernteam rund um Niek van Suchtelen war zuvor die tragende Kraft in der Entwicklung von eBuddy, einem der weltweit ersten und mit über 17 Milliarden ausgetauschten Nachrichten pro Monat erfolgreichsten Instant Messenger auf Mobilgeräten.

Die Kunst der intuitiven Bedienbarkeit

Jedoch nutzen die sichersten und zuverlässigsten Messenger nichts, wenn sie nicht gleichzeitig auch praktikabel bleiben. Die Nutzerfreundlichkeit von medizinischen muss zwingend der von kommerziellen Messengern wie WhatsApp standhalten, um im Klinikalltag zum gelebten Weg zu werden. Dazu zählt vor allem, dass sie vom Klinikpersonal ganz einfach per Download aus dem App Store oder Google Playstore auf private Smartphones installiert werden können und einsatzbereit sind. 

Es gibt viel Software im medizinischen Bereich, die komplizierte Rollouts und umfassende Schulungen durch externes Personal erfordern, und letztlich doch nicht auf Akzeptanz von Seiten der Fachkräfte stoßen. Denn die Geduld von medizinischem Fachpersonal im Umgang mit digitalen Anwendungen ist begrenzt. Nur wenn sie mit der Kommunikationssoftware ein ähnliches Erlebnis haben wie bei WhatsApp & Co., die sie bereits als private Nutzer kennen, werden sie einen medizinischen Messenger auch für dienstliche Zwecke nutzen.

Die Entwicklung eines Messengers für das Gesundheitswesen bedarf speziellen Anforderungen, um beispielsweise die Verwechslung von Patienten in Gruppen-Chats zu vermeiden. Die Kommunikationslösung sollte von Beginn an möglichst umfassend berücksichtigen, was das Fachpersonal im Alltag braucht. Siilo holt sich dafür regelmäßig die Rückmeldungen der Nutzer ein und schöpft aus den Erfahrungen von Mitarbeitern, die zuvor selbst als Mediziner tätig waren.

Auf dem Weg zur Netzwerkmedizin

Kollegen zu konsultieren und nach deren Meinung zu fragen, gehört zum Arbeitsalltag von medizinischen Fachkräften dazu. Ein medizinischer Messenger mit all seinen Sicherheits- und Compliance-Funktionen sollte jedem Mitarbeiter im Gesundheitswesen einen einfachen, sicheren und verlässlichen Weg bieten, Patienteninformationen miteinander zu besprechen. Dabei entsteht sogar die Möglichkeit, die Versorgung über die Grenzen des eigenen Teams und der eigenen Einrichtung hinweg zu koordinieren. Somit kann ein Netzwerk aus medizinischem Fachpersonal entstehen, von dem alle beteiligten Akteure durch das gebündelte Expertenwissen profitieren. Denn insbesondere die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die digitale Vernetzung ist, um Patienten ortsübergreifend zu versorgen und organisatorische Hürden zu nehmen. Eine Art Netzwerkmedizin entsteht – und zwar auch über Krisensituationen hinaus. Die Hersteller von Messenger-Diensten im Gesundheitswesen tragen die Verantwortung, diese digitalen Netzwerke zu einer vertrauenswürdigen Plattform zu machen.