„Phygital“ wandelt die Gesundheitsbranche

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Die physische und die digitale Welt verschmelzen immer stärker. Diese mit dem Kunstwort „phygital“ beschriebene Entwicklung hat laut Marktforschern erhebliche Auswirkungen auf den Gesundheitsmarkt, alle Akteure des Gesundheitswesens und nicht zuletzt auch auf die Patienten.

Durch das Verschmelzen der beiden Welten wandelt sich die Gesundheitsbranche grundlegend. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten, die dann wiederum als Innovationsbeschleuniger dienen. Das wirkt sich auf den Gesundheitsmarkt ebenso aus, wie auf alle seine Akteure und die Patient Journey. Die Studie „Future of health – Neuer Schub für Innovation“ des Beratungsunternehmens Roland Berger untersucht, wie diese Auswirkungen aussehen werden und wie sich die Akteure des Gesundheitswesens am besten auf den Wandel vorbereiten können.

Schlüsselfaktoren für den Wandel

Vier Schlüsselfaktoren bestimmen demnach die neue Art des Wandels. Erstens revolutionieren technologische Durchbrüche die medizinische Praxis. Es entsteht eine völlig neue Welt möglicher Therapien. Beispiele dafür sind mRNA-Impfstoffe und Zell- und Gentherapie (CGT). Zweitens wird die digitale Welt immer ausgereifter und daraus entwickeln sich vielversprechende neue Ansätze in Bereichen wie Früherkennung, Änderung des Lebensstils und Therapieauswahl. Drittens wachsen die physische und die digitale Welt zusammen. Dadurch werden viele neuartige Lösungen erst ermöglicht. Viertens nimmt das Tempo der technologischen Entwicklungen zu. Das wirkt sich nicht nur auf digitale Innovationen, sondern auch auf neue biologische und diagnostische Technologien aus, die durch aktuell reichlich verfügbares Kapital finanziert werden.

Um die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Branche, die Leistungserbringer und die Kostenträger zu ermitteln, hat das Beratungsunternehmen weltweit rund 400 Gesundheitsexperten befragt. Die auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse wurden danach durch Einzelgespräche und zusätzliche Recherchen untermauert.

Spürbare Auswirkungen

Dabei zeigte sich, dass sich das Spektrum der Innovationen sowohl in der „physischen“ Welt (in Bereichen wie Nanotechnologie, Robotik, Miniaturisierung, Biomaterialien, Automatisierung und Konnektivität im Bereich Medizintechnik und Geräte) als auch in der „digitalen“ Welt (Änderung des Gesundheitsverhaltens, Früherkennung, Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in Diagnostik und Therapie usw.) erweitert. Außerdem treffen die beiden Welten immer häufiger aufeinander. Das wiederum führt zu Innovationen wie dem parallelen Einsatz von Sensoren und digitalen Anwendungen, Biopsien und KI sowie Robotik/Implantaten und digitalen Anwendungen. Alles das hat bereits spürbare Auswirkungen auf die Art, wie Menschen heute ihre Gesundheit und ihre Interaktionen mit dem Gesundheitssystem verwalten. 

Eine Entwicklung, die sich auch in Zukunft fortsetzen wird, so das Beratungsunternehmen. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schaffe ganz neue Möglichkeiten für eine bessere Versorgung. Gleichzeitig sei aber auch mehr Weitblick und Flexibilität von allen Marktteilnehmern erforderlich.

Innovationen mit Folgen

Ohne Folgen bleibt die neue Palette an digitalen und sonstigen Innovationen auf dem Gesundheitsmarkt nicht. Eine davon ist ein Anstieg der Kosten. Er wird durch den Einsatz neuer, teurerer Behandlungen, die Einführung von Innovationen als Zusatz zu bestehenden Behandlungen und die verstärkte Sensibilisierung und Früherkennung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen verursacht. 

Gleichzeitig werden digitale Innovationen zum Teil ältere, traditionellere Ansätze ersetzen, sind die Verfasser der Studie überzeugt. Einige Kosten könnten dank besserer Vorhersagen und intelligenterer Therapieentscheidungen ganz vermieden werden. Ähnliche Effekte sind bei bei physischen Innovationen möglich. Dabei könnten die Kosten steigen, weil mehr Behandlungen erforderlich sind und weil die Patienten länger leben. Gleichzeitig könnte es zu Kostensenkungen kommen, weil die Behandlung nicht mehr erforderlich ist, wenn die Patienten geheilt sind. 

Neue Rollen

Der aktuelle Umbruch im Gesundheitswesen wirkt sich auf alle Akteure im Gesundheitswesen unterschiedlich aus. So wird beispielsweise die Industrie weiterhin physische und digitale Innovationen vorantreiben, während Leistungserbringer und Kostenträger ihre Rolle neu definieren müssen und können. Dabei wird es nach Ansicht der Studienautoren wichtig sein, in Ökosystemen und offenen Innovationsnetzen zu denken. Denn angesichts der wachsenden Komplexität erweist es sich als immer schwieriger, die aktuellen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Branche zu verstehen. Fest steht, dass alle Akteure mit dem Unterwarteten rechnen müssen.