PC-Gamer: Klug, konzentriert, zu dick

E-Sport ist längst ein weltweiter Milliardenmarkt mit Millionen Fans auch hierzulande. Doch eine erstmalig in Deutschland durchgeführte E-Sport Studie macht deutlich, dass digitale Sportarten nicht gerade gesundheitsfördernd sind.

PC-Gaming fördert die Konzentration und wird heute sogar für die Demenzforschung eingesetzt. Doch wie gesund lebt der Durchschnitts-Daddler? Eine aktuelle Umfrage der Sporthochschule Köln verdeutlicht, dass viele PC-Gamer zu wenig auf ihre Gesundheit achten und eher dem Nerd als einem „echten“ Leistungssportler gleichen.

Für die erstmalig in Deutschland durchgeführte E-Sport Studie 2019 kooperierte die Deutsche Sporthochschule mit der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg. Besucher von E-Sport-Turnieren wurden befragt und in Gamingforen konnten Teilnehmer einen Online-Fragebogen ausfüllen. Insgesamt 1.200 E-Sportler gaben in diesem Rahmen Auskunft über ihr Spielverhalten und ihren Gesundheitszustand.

Mit 12 Jahren geht es los

Wie die Ergebnisse der Studie zeigen, ist der durchschnittliche E-Sportler männlich, 23 Jahre alt und verfügt über eine gute Schulbildung: Mehr als die Hälfte der Befragten hat Abitur oder die (Fach-) Hochschulreife erreicht. Der Durchschnitts-Gamer spielt seit über 11 Jahren PC-Spiele – also im Schnitt seit dem zwölften Lebensjahr.

Bis zu 100 Stunden am PC

Dabei liegt die durchschnittliche wöchentliche Spielzeit nicht nur bei den E-Sport-Profis sehr hoch, auch Amateure spielen durchschnittlich vier Stunden am Tag. Selbst die Hobby-Sportler verbringen rund 21 Stunden in der Woche einen großen Teil ihrer Freizeit mit dem PC-Gaming. Einzelne Befragte gaben an, mehr als 100 Stunden pro Woche zu spielen.

Da nahezu alle Spiele im Sitzen vor dem PC oder der Konsole gespielt werden, gehen mit langen Spielzeiten auch lange Sitzzeiten einher – nicht anders als bei jedem Bürojob. Langes Sitzen gilt wiederum als eigenständiger Risikofaktor für die Gesundheit und ist verantwortlich für eine Vielzahl heutiger Zivilisationskrankheiten wie Rückenbeschwerden, Bluthochdruck und Diabetes.

Interessanter Aspekt: Je länger die Sitzzeiten der Gamer sind, desto schlechter schätzten die Befragten die eigene Gesundheit ein. Fast alle E-Sportler bewerten die eigene Gesundheit insgesamt als „gut“ bis „ausgezeichnet“. Die Studienautoren sagen jedoch: Die langen Sitzzeiten dürfen nicht außer Acht gelassen werden, da resultierende gesundheitliche Beschwerden oftmals erst später sichtbar werden.

Sportlich? Ja, aber…

„Das Klischee, dass E-Sportler meist unsportlich sind, kann anhand der ausgewerteten Daten nicht bestätigt werden“, sagt die Studie. Tatsächlich gaben lediglich 16,3 Prozent der Befragten an, gar nicht sportlich aktiv zu sein. Vielfach werden informelle sportliche Aktivitäten wie Fitnesstraining, Jogging/Walking und Radfahren ausgeübt. Aber auch Mannschaftssportarten wie Fußball sind bei vielen E-Sportlern beliebt. Jedoch ist es mit dem körperlichen Sport oft nicht weit her: Lediglich die Hälfte der Befragten erfüllt die von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgesprochene Empfehlung von mindestens 2,5 Stunden körperlicher Aktivität pro Woche. Die Sporthochschule urteilt hier im Studien-Fazit kritisch: „Hier bleibt noch viel Luft nach oben, insbesondere unter Berücksichtigung des noch jungen Alters der Zielgruppe. Mehr Bewegung in den Alltag zu bringen und auf diese Weise die gesundheitlichen Vorteile, die diese mit sich bringt, voll auszuschöpfen, erscheint angebracht.

Was ist Training?

Um körperlich aktiver zu werden, könnte auch das E-Sport-Training aktiver gestaltet werden. Wie die Umfrageergebnisse zeigen, wird derzeit nahezu ausschließlich digital trainiert. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass insbesondere spielspezifische Inhalte wie das Erkunden der Spielmechanik oder das Einstudieren von Taktiken zu den Haupttrainingsinhalten zählen. Hinzu kommen die Optimierung des Teamplays sowie die Verbesserung von Präzision und Bewegungsgeschwindigkeit an Controller, Maus und Tastatur.

Körperliche Fitness und Regeneration spielen im E- Sport eine untergeordnete Rolle. Auffällig ist der Studie zufolge, dass lediglich etwas mehr als jeder vierte Befragte überhaupt ein physisches E-Sport-Training durchführt. Die große Mehrheit der Gamer spielt lediglich das jeweilige Spiel ohne dabei gezielt einzelne Fähigkeiten zu trainieren. Selbst rund 35 Prozent der Profi-Sportler an, kein regelmäßiges Training zu absolvieren.

Wenig Schlaf, viel Fast Food

Bei vielen PC-Game-Freunden kommt auch der Schlaf zu kurz. Die Befragten gaben an, dass sie im Schnitt 7,1 Stunden pro Nacht schlafen – der Schnitt der Gesamtbevölkerung liegt bei 7,75 Stunden. Hinzu kommen ungewöhnliche Spielzeiten. Da viele Teams und Spiele international organisiert sind, müssen viele E-Sportler in tiefer Nacht online sein. Ähnlich wie Schichtarbeiter kommen die Gamer somit oft nicht mehr in den Nachtstunden zur Ruhe. Körperliche Folgen hat auf Dauer auch der häufige Konsum von Chips und Pizza: Die Befragten ernähren sich unausgewogen und essen zu selten Obst und Gemüse. Die schlechte Ernährung führt wiederum zu Übergewicht, was allerdings ein gesamtgesellschaftliches Problem sei, wie die Studie zutreffend bemerkt.