Ein Roboter soll Senioren dabei unterstützen, länger selbstständig in den eigenen vier Wänden zu leben. Designt wurde der Helfer von Wissenschaftlern der Uni Siegen. Sie erforschen jetzt, welchen Einfluss die Anwesenheit eines Service-Roboters auf den Alltag der Menschen hat.
Der Roboter mit der Bezeichnung Sympartner ist 1,50 Meter groß. Der untere Teil des elektronischen Helfers besteht aus Holz. Darauf können Senioren zum Beispiel ein Buch oder Magazin ablegen. An der Vorderseite ist ein Tablet eingebaut, das die älteren Menschen im Sitzen bedienen können. Das Besondere an Sympartner ist seine soziale Funktion. Denn er soll dafür sorgen, dass sich alleinlebende Senioren nicht einsam fühlen und sie dabei unterstützen, länger selbstständig im eigenen Haus leben zu können. Beides sind Wünsche, die ältere Menschen immer wieder äußern. In einem Kooperationsprojekt, an dem neben unter anderem auch die TU Ilmenau beteiligt war, haben Forscher der Uni Siegen das Design des Roboters entwickelt. Dazu zählen neben dem Aussehen auch die Bedienmöglichkeiten sowie die möglichen Emotionen, die der elektronische Mitbewohner zeigen kann.
Kein Ersatz für Menschen
„Wir haben Sympartner absichtlich praktisch und pragmatisch entwickelt, nicht zu niedlich oder menschenähnlich“, sagt Psychologe Prof. Dr. Marc Hassenzahl. Er ist verantwortlich für den Siegener Part der Forschungskooperation. Sympartner sei eine Sache, die keine Menschen ersetzen oder Lebewesen imitieren solle. Dafür kann die Maschine jedoch einiges, was viele Menschen nicht können: Sie ist unendlich geduldig, kann zum Beispiel Witze fünfmal erzählen oder sehr langsam fahren. Maschinen beurteilen nicht und nehmen Menschen so, wie sie sind. Außerdem muss sich niemand beim Roboter bedanken. „Die SeniorInnen müssen kein schlechtes Gewissen haben, dass sie eine Last für den Roboter sind“, so Hassenzahl.
Ursprünglich war es der Plan der Forscher, dass der Roboter ins Zimmer kommen und die Senioren wecken sollte. Für die Ältere war das ein Tabu. Also programmierten die Wissenschaftler den Roboter um. Wenn es Zeit fürs Aufstehen ist, beginnt Sympartner im Wohnzimmer auf und ab zu fahren, um geschäftig zu wirken. Danach kann der Roboter gegen die Tür klopfen.
Offene Fragen klären
In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler der Uni Siegen jetzt erforschen, welche Form von sozialem Miteinander sich entwickelt, wenn ein Service- und Assistenzroboter anwesend ist. Das gilt nicht nur zwischen Senioren und dem Roboter, sondern auch zwischen Menschen. Dazu ist bereits im Oktober 2018 das Forschungsprojekt GINA (Hochwertig gestaltete Interaktionsstrategien für Service- und Assistenzrobotik) gestartet. Neben dem Design und den Aktionsmöglichkeiten des Helfers geht es auch um rechtliche und ethische Fragen, zum Beispiel zum Datenschutz und zur Haftung.
Simulierte Robotik
Die Entwicklung eines Roboters mit allen Komponenten und Funktionalitäten ist teuer. Deshalb planen die Siegener Wissenschaftler nun, Robotik in einer virtuellen Realität zu simulieren. Testpersonen könnten dann mit Hilfe einer Brille die Interaktion erst einmal mit einem simulierten Roboter erleben. So ließe sich dann beispielsweise austesten, ob der Roboter überhaupt in der Wohnung genug Platz hätte. Erst später müssten die Wissenschaftler entscheiden, ob es sinnvoll ist, den Roboter in der Art und Weise tatsächlich zu entwickeln.
Das Forschungsprojekt GINA läuft noch bis September 2021. Neben der Universität Siegen sind auch die Universität Stuttgart, die Ludwig-Maximilians-Universität München, das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., die Hochschule Düsseldorf und die mittelständischen Unternehmen LAVAlabs Moving Images GmbH & Co. KG und User Interface Design GmbH beteiligt. Das Projektvolumen umfasst 2,83 Mio. Euro und 90 Prozent werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.