Orthese versetzt gelähmte Extremitäten in Bewegung

motorisierte Orthese „MyoPro“ im Einsatz
Professionelle Einweisung: Die motorisierte Orthese „MyoPro“ dient dazu, die Funktion der gelähmten oder geschwächten oberen Extremitäten wiederherzustellen (Foto: Anwender MyoPro/Matthias Hornung für Myomo)

Wer unter einem Funktionsverlust der oberen Extremitäten leidet, zum Beispiel infolge eines Schlaganfalls oder neuromuskulärer Schädigungen sowie Rückenmarks- und Nervenverletzungen, dem bietet die Physio- wie auch die Ergotherapie neuartige Lösungen, um Bewegungsstörungen zu behandeln.

Das in Göttingen ansässige Unternehmen Myomo Europe GmbH offeriert hierfür die myoelektrische Orthese „MyoPro“, bei der die Patienten aktiv mitwirken können. „Dank speziell weiterentwickelter EMG-Elektroden, leistungsfähiger Motoren und intuitiver Steuerungssoftware versetzt diese Orthese gelähmte obere Extremitäten wieder in Bewegung und ermöglicht das Greifen, Halten und Öffnen der Hand sowie das Anheben und Strecken des Ellenbogens“, berichtet Andreas Ludwar, Physiotherapeut und Leitung Clinical Training bei der Myomo Europe GmbH. „Statt passiver Übungen können Betroffene somit selbst aktive Bewegungen ausführen, trotz teils langjähriger Lähmung oder Spastik.“ 

Das bedeutet für die Patienten nicht nur mehr Selbstständigkeit im Alltag, sondern auch einen großen Fortschritt in ihrer Rehabilitation. „Durch das Zusammenspiel zwischen Nervensystem und Muskeln wird der Tonus reguliert und die Durchblutung wird gefördert“, weiß der Physiotherapeut. „Gleichzeitig wird die Neuroplastizität angeregt.“ Ergo- und Physiotherapeuten können mit MyoPro-Anwendern alltagsrelevante Übungen und Bewegungsabläufe durchführen. Hierdurch wird die funktionale Beidhändigkeit wiederhergestellt und die Selbstständigkeit wird vergrößert. Bei repetitivem Training lässt sich in einigen Fällen sogar die Eigenfunktion weiter aktivieren.“ Ludwar appelliert in diesem Zusammenhang an seine Kollegen: „Um für ihre Patienten eine maximale Versorgung zu garantieren, sollten sich Physio- und Ergotherapeuten neuer medizinischer Technik gegenüber offen zeigen“.

Einweisung auch digital

Damit sowohl Patienten als auch behandelnde Therapeuten das myoelektrische Orthesen-System richtig bedienen und damit arbeiten können, bedarf es einer professionellen Einweisung. „Anwender der MyoPro erhalten im Rahmen von MyoCare eine sechsmonatige Begleitung im 3-Wochen-Turnus durch speziell geschulte Ergo- und Physiotherapeuten“, erklärt Ludwar. „Auch digitale Ferndiagnosen und Hilfestellungen sind jederzeit möglich. Parallel trainiert und zertifiziert Myomo auch die behandelnden Therapeuten vor Ort: Neben Schulungen vor und während der Arbeit am und mit dem Patienten wird auch Basiswissen zu Software-Einstellungen vermittelt und es besteht die Möglichkeit, das MyoPro-System einmal selbst anzulegen.“

Anerkanntes orthopädisches Hilfsmittel

Da es sich bei der myoelektrischen Orthese um ein anerkanntes orthopädisches Hilfsmittel handelt, werden sowohl die Kosten für das MyoPro-System als auch für die professionelle Begleitung samt Schulungssystem bei entsprechender Eignung des Patienten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. „Für Therapeut und Anwender gibt es im Prinzip nur Vorteile“, ergänzt Andreas Ludwar. „Engagierte Ergo- und Physiotherapeuten können ihr Behandlungsspektrum durch die moderne Medizintechnik wirkungsvoll erweitern.“