OP-Bestecke berührungslos orten

Mit einer am RUB entwickelten Technik soll sich jedes Teil eines OP-Bestecks jederzeit orten lassen. (Foto: © dolgachov /123rf.com)
Mit einer am RUB entwickelten Technik soll sich jedes Teil eines OP-Bestecks jederzeit orten lassen. (Foto: © dolgachov /123rf.com)

Winzige Funketiketten sorgen dafür, dass jedes OP-Besteck zu jeder Zeit online auffindbar ist. Dadurch sollen Fehler verhindert werden und Operationen besser geplant werden können. Die dafür erforderliche Technik wurde an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) entwickelt.

Die Technik ist das Kernstück im Projekt „Digitales Abbild des Sterilgutkreislaufs mittels Transpondertechnik“ (DAST). Das Projekt unter Federführung der Firma Smartrac Speciality, an dem der Lehrstuhl für Integrierte Systeme der RUB beteiligt ist, wird mit rund 2,3 Millionen Euro aus dem Fonds für regionale Entwicklung der Europäischen Union gefördert.

Bestecke in ständigem Kreislauf

Sterilgüter wie OP-Bestecke werden in Krankenhäusern täglich gebraucht. Deshalb sind sie ständig in einem Kreislauf aus Nutzung, Reinigung, Sterilisierung, Prüfung, Verteilung im Haus unterwegs. Für Eingriffe werden komplette Sets für Eingriffe zusammengestellt und transportiert. Studien zufolge passieren dabei häufig Fehler, die Fehlerrate liegt bei bis zu 30 Prozent. Die Folge: Teams in OPs müssen improvisieren und zum Beispiel Teile aus anderen Sieben entnehmen, die dadurch wiederum lückenhaft sind.

Mehr Sicherheit

Mit einer technischen Lösung wollen die Projektpartner dafür sorgen, dass der Sterilgutkreislauf in Echtzeit verfolgt werden kann. So lässt sich jederzeit feststellen, wo sich jedes Instrument befindet. Auf diese Weise soll auch das versehentliche Vergessen von Instrumenten im Körper von Patienten ausgeschlossen sein.

Berührungslos auslesen

Damit das funktioniert, werden sämtliche Bestecke mit RFID-Chips ausgestattet, die berührungslos von Lesegeräten abgelesen werden können, auch wenn viele Teile kreuz und quer in einem Sieb liegen. „Die Auslesung für ein ganzes Sieb kann in einem Rutsch erfolgen“, sagt Prof. Dr. Nils Pohl von der RUB.

Aus hygienischen Gründen müssen die Transponder in winzige Glasröhrchen von nur 1,4 mal acht Millimeter eingekapselt und dann in das Besteckteil integriert werden. „Die Innovation besteht darin, dass wir den Transponder so klein und auch unter schwierigen Bedingungen auslesbar machen“, erklärt Pohl. „Für beides ist es essenziell, eine hohe Frequenz von 5,8 Gigahertz zu verwenden, die deutlich kleinere Antennen ermöglicht als bisherige Transponder-Tags bei 13,56 oder 866 Megahertz“, so Pohl weiter

EU-Anforderungen erfüllt

Zu jedem Sterilgut wird mithilfe von DAST eine digitale Lebenszyklusakte angelegt, die während des Kreislaufs regelmäßig aktualisiert wird. So können die Verantwortlichen in Kliniken das Sterilgut überwachen und in Echtzeit zurückverfolgen. So lässt sich beispielsweise ermitteln, wo sich das Sterilgut befindet, ob, wann und wofür es genutzt wurde und ob es prozesskonform sterilisiert und gehandhabt wurde. Damit erlaubt es DAST erstmals, die Anforderungen der „EU-Medizinprodukteverordnung EU 2017/745“ (Medical Device Regulation) automatisiert zu erfüllen, ohne dass die Sterilgüter oder Siebe an den Lesepunkten vereinzelt werden müssen.