Neue Methode zur Aneurysma-Behandlung nach Herzinfarkt

Eine neuartige Methode zur Behandlung der Herzmuskelschwäche nach einem Herzinfarkt ist jetzt erstmals am DHZB in Berlin/Brandenburg angewendet worden. Bei bestimmten Patienten gilt die Methode bereits jetzt als schonende Alternative zu den klassischen Behandlungsverfahren.

Über 100.000 Menschen in Deutschland an der koronaren Herzkrankheit. Kommt es im Rahmen der Erkrankung zu einem Untergang von Herzmuskelgewebe, spricht man von einem Herzinfarkt. Problematisch ist es, wenn es nach einem Infarkt nicht rechtzeitig gelingt, das betroffene Herzkranzgefäß wieder zu eröffnen und den Herzmuskel mit Blut zu versorgen. Dann kann der betroffene Muskelabschnitt vernarben, sich im weiteren Verlauf ausdehnen und zu einem Aneurysma (Aussackung) umformen. Dadurch büßt das Herz nicht nur einen Teil funktionierender Herzmuskulatur ein, sondern es verliert zusätzlich an Leistung, weil ein Teil jedes Herzschlages zum Füllen des Aneurysmas „verschwendet“ wird. Bei betroffenen Patienten kann dies trotz optimaler medikamentöser Therapie zu einer deutlich verminderten Leistungsfähigkeit und somit einer eingeschränkten Lebensqualität führen.

Beim klassischen Behandlungsverfahren wird das Aneurysma chirurgisch entfernt, die natürliche natürlichen Form der linken Herzkammer rekonstruiert. Manchmal wird dieser Eingriff mit einer Bypassoperation zur Verbesserung der Durchblutung kombiniert. Dafür ist eine Operation am offenen Herzen notwendig, bei der das Herz stillgelegt werden und der Kreislauf des Patienten von einer Herz-Lungen-Maschine aufrechterhalten werden muss.

Obwohl sich dieses Vorgehen in erfahrenen Händen bewährt hat und dem Patienten eine Verbesserung seiner Leistungsfähigkeit ermöglicht, ist es vergleichsweise aufwendig. Zudem kann der Eingriff – vor allem bei geschwächten Patienten – eine erhebliche Belastung darstellen.

Anker gegen Aneurysma

Das Prinzip der neuen Methode besteht darin, ein spezielles Ankersystem an die Ränder des Aneurysmas zu bringen. Mit Hilfe des Systems wird das gesamte vernarbte Gewebe aus dem Herzen „ausgestülpt“. Danach besteht die linke Herzkammer, wie beim Gesunden, nur noch aus funktionierender Muskulatur. Für diesen Eingriff, der unter Röntgen- und Ultraschallkontrolle vorgenommen wird, sind lediglich ein wenige Zentimeter langer Einschnitt seitlich am Brustkorb und ein Katheterzugang über dem Schlüsselbein notwendig. Das Herz muss dazu nicht stillgelegt werden.

Das Deutsche Herzzentrum Berlin gehört zu den ersten Zentren in Deutschland, die das in den USA entwickelte Verfahren anwenden. Der Eingriff wird von Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam in einem sogenannten Hybrid-OP vorgenommen. Es verbindet die Möglichkeiten eines Herzkatheter-Labors mit denen eines Operationssaals. „Das Verfahren ist nicht für jeden von ischämischer Herzinsuffizienz betroffenen Patienten geeignet“, sagt Herzchirurg Dr. Felix Hennig, der den Eingriff gemeinsam mit seinem kardiologischen Kollegen PD Dr. Christoph Klein durchgeführt hat. Wo es aber anwendbar sei, stelle es ein schonendere Alternative zu den etablierten operativen Verfahren dar: „Anders als beim etablierten Vorgehen ist kein großer Schnitt über dem Brustbein erforderlich und auch auf das vorübergehende Anhalten des Herzens und die Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine kann verzichtet werden“, so der Herzchirurg.  Der erste Eingriff am DHZB verlief ohne Komplikationen, der Patient hat sich sehr rasch erholt. Weitere Eingriffe sind bereits geplant.