Mikrofluidik und Biochips im Medizintechnik-Fokus

Die Partner der Medizintechnik-Industrie behaupten sich in einem immer anspruchsvoller werdenden Marktumfeld: Nach dem positiven Resümee der Medica wertet nun auch die Zulieferer-Messe Compamed die diesjährige Schau als Erfolg. 

Parallel zur weltgrößten Medizinmesse Medica findet jährlich die Compamed statt. Mit fast 800 Ausstellern aus 41 Nationen verzeichnete sie 2019 eine neue Top-Beteiligung. Das Fazit der Messe Düsseldorf: Die komplett ausgelasteten Hallen 8a und 8b bestätigen erneut die Position der Compamed als international führende Zulieferer-Plattform. 

Wichtigster Trend in der Medizintechnik ist nach wie vor die Digitalisierung. Die Entwicklung betrifft vor allem medizintechnische Geräte für mobile Diagnostik, Therapie und bei Laborequipment. „Mikrotechnologien sind der Schlüssel für die Digitalisierung von Medizintechnik“, betont Dr. Thomas Dietrich, Geschäftsführer des IVAM Fachverband für Mikrotechnik. „Ohne miniaturisierte Bauteile und Verfahren, die eine ultrapräzise Fertigung ermöglichen, sind tragbare und vernetzte Geräte nicht möglich“, weiß Dietrich. Aus diesem Grund wächst die Nachfrage nach der Miniaturisierung von medizinischen Komponenten weiterhin rasant. Deshalb sind auch die meisten der 55 am Gemeinschaftsstand IVAM-Marktplatz „Hightech for Medical Devices“ beteiligten Aussteller in diesem Bereich tätig. Schwerpunkte des Produktmarktes lagen auf Mikrofluidik, Sensorik, Mikroelektronik und optische Technologien. Gerade die Mikrofluidik generiert interessante neue Einsatzmöglichkeiten. 

„Organ-on-a-Chip“ 

Nicht weniger als eine Revolution der Zellkultur verspricht IVAM-Mitglied Micronit durch neue hybride Systeme: Unter der Bezeichnung „Organ-on-a-Chip“ entwickelt sich ein multidisziplinäres Feld, in dem menschliche Zellbiologie und Mikrofluidik auf einer Lab-on-a-Chip-Architektur zusammengeführt werden. Organ-on-a-Chip-Geräte bestehen aus einer Mikrofluidik-Plattform, mit der Benutzer ein hochbiometrisches System in einer künstlichen Umgebung maßschneidern können. Die Zellkulturchips simulieren die physiologische Reaktion von Organen. Derartige Anwendungen gehören in der Life-Science- und Pharmaindustrie zu den am schnellsten wachsenden Forschungsbereichen. 

Chip-Systeme anstelle von Tierversuchen 

Organ-on-a-Chip-Systeme lassen sich auch für die Untersuchung von Wirkstoffen in Medikamenten einsetzen. Aus ethischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Gründen wird auf Tierversuche immer häufiger verzichtet. Möglich macht das die zunehmende Verwendung von Biochips, die mit menschlichen Zellen verschiedener Organe besiedelt sind und über kleine Kanäle mit Nährflüssigkeit versorgt werden. So können Blutkreislauf und Stoffwechselfunktionen simuliert werden. Die Beobachtungen nach Zugabe von Wirkstoffen aus Medikamenten, Kosmetika oder Chemikalien erlauben Rückschlüsse auf Reaktionen und Vorgänge im menschlichen Körper. 

Termin der nächsten Medica und Compamed 2020 in Düsseldorf: 16. bis 19. November 2020