Bei einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand oder bei Bewusstlosigkeit ist eine schnelle, professionelle, medizinische Hilfe oft lebensentscheidend. Um die Zeit zwischen der Erstversorgung und dem Eintreffen des Rettungswagens entscheidend zu verkürzen, hat der gemeinnützige Verein Mobile Retter e.V. ein Smartphone-basiertes Alarmierungssystem entwickelt, über das medizinisch qualifizierte Ersthelfer, die zufällig in der Nähe sind, von der Notrufzentrale 112 über ihre Smartphones aufgespürt und alarmiert werden.
Diese kurze Zeit bis zum Eintreffen der Ersthelfer – im Pilotkreis Gütersloh mittlerweile im Durchschnitt vier Minuten, während der Rettungswagen im Schnitt neun Minuten benötigt – kann für das Überleben der Patienten entscheidend sein. Entwickelt hat das Smartphone-basierte Alarmierungssystem Dr. Ralf Stroop, leitender Notarzt und Ingenieur aus dem Landkreis Gütersloh. Die Mobile Retter-Anwendung ist mit der Notrufzentrale 112 verbunden, wo die Notfälle aufgenommen werden. Bei den Stichworten „bewusstlose Person“ oder „Herz-Kreislauf-Stillstand“ sucht das System automatisch nach Ersthelfern in der Nähe des Notfallortes. Nach einem Algorithmus werden die nächst verfügbaren Ersthelfer ausgewählt, alarmiert und können entscheiden, ob sie in der Lage sind, auf den Notfall zu reagieren. Wird der Einsatzauftrag übernommen, navigiert die App den Mobilen Retter per GPS zum Notfallort. Im Kreis Gütersloh, wo das Projekt im Oktober 2013 startete, wurden die dort registrierten 550 Mobilen Retter seitdem mehr als 1.000 Mal angefordert und haben in mehreren Fällen tatsächlich Leben retten können. Pro Tag gibt es dort durchschnittlich zwei Alarmierungen für die Mobilen Retter, die in drei Viertel der Fälle positiv beantwortet werden können.
Die Cloud als Fundament
Derzeit baut der Verein ein IT-Systems für das Mobile Retter-Projekt auf, das Microsoft Dynamics CRM Online , Office 365 und SharePoint Online umfasst. „Das ist etwas, was wir ganz dringend benötigen, zur internen Verwaltung, Kommunikation, Organisation und was den Organisationsaufbau betrifft, aber auch nach außen hin“, sagt Stefan Prasse, Geschäftsführer des Vereins. Wenn sich in Landkreisen oder Städten Ausbildungsstrukturen finden, können diese so auf das System zugreifen. „Wir halten beispielsweise online und zentral Dokumente wie aktuelle Ausbildungsmaterialien sowie wissenschaftliche Auswertungen vor und stellen sie so vor Ort zur Verfügung“, so Prasse. Er ist überzeugt: „Ohne die Cloud wäre Mobile Retter e.V. technisch nicht möglich.“
Die Erfahrung mit der Microsoft-Lösung ist ausgezeichnet. „Der Vorteil ist, dass alles aus einem Guss kommt und ineinandergreift“, sagt Prasse. „Es ist faszinierend, was man mit den einzelnen Produkten und auch in deren Zusammenspiel gestalten kann. Und es ist erstaunlich, wie einfach und schnell man damit kommunizieren kann. Es ist jetzt schon und wird auch in der Zukunft eine enorme Bereicherung für uns sein.“ Durch die Automatisierung werden der der Verwaltungs- und damit auch der Zeitaufwand reduziert. Dadurch erhalten die Retter mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben.
Das System verwaltet insbesondere die vielen verschiedenen Kontakte, darunter die zu den professionellen Ersthelfern. Aber auch die Ausbildungsplanungen mit den Materialien und den Ergebnissen fließen automatisiert in Datenbanken, was für die ehrenamtlichen Helfer eine enorme Erleichterung bedeutet. „Würden wir von einer flächendeckenden Ausdehnung des Projektes über ganz Deutschland ausgehen, sprechen wir unseren Schätzungen nach von 80.000 Mobilen Rettern“, sagt Prasse und ergänzt: „Müssten wir hier alle Daten manuell eingeben, würden wir nicht mehr zum Retten kommen.“
Retten ohne Kompromisse
Prasse weiß auch, dass die jetzt implementierten Strukturen das Fundament für die Skalierbarkeit des Projektes sind und ist mehr als zufrieden mit der Funktionsvielfalt der Microsoft-Suite. „Bei allen anderen Lösungen, mit denen wir uns beschäftigt haben, muss man früher oder später Kompromisse machen und Drittsysteme hinzuziehen. Kompromisse können wir uns an dieser Stelle aber gar nicht leisten.“ Daher arbeitet das Mobile Retter-Team mit dem IT-Dienstleister adesso AG zusammen, der das System auf die speziellen Bedürfnisse des Vereins zuschneidet und die Implementierung maßgeblich unterstützt.
Schnelligkeit rettet Menschenleben
Am Ende geht es ganz einfach darum, mehr Menschenleben zu retten und die hohe Zahl von 70.000 Toten pro Jahr trotz Reanimation deutlich zu verringern. „Die Leute sterben nicht am Herzinfarkt, sondern daran, dass der Rettungswagen nicht immer schnell genug vor Ort sein kann“, sagt Stefan Prasse. Menschliche Gehirnzellen sterben bereits nach drei bis fünf Minuten irreparabel ab. Da können die fünf Minuten Unterschied zwischen der Ankunft der Mobilen Retter und des Rettungswagens buchstäblich über Leben und Tod entscheiden.
Mehr Mobile Retter
Mit dem System schließen die Mobilen Retter eine Lücke im Versorgungssystem in einem Bereich, in dem wenige Minuten über Leben und Tod entscheiden. Als Konkurrenz zum ausgezeichneten Rettungsdienst wollen die Retter ihre Lösung daher nicht verstanden wissen. Neben dem Kreis Gütersloh läuft das Projekt bereits in den Regionen Germersheim sowie Ingolstadt; in Kürze auch in Unna und im Emsland. Weitere Landkreise und Städte haben die konkrete Planung aufgenommen oder sich bereits für eine Implementierung entschieden. Mit der starken IT im Rücken sind die Mobilen Retter bestens aufgestellt, um Leben zu retten.
Beispielhaftes Projekt
Im Rahmen seines Deutschlands-Besuchs lobte Brad Smith, President und Chief Legal Officer, Microsoft, das Engagement der Mobilen Retter als „beispielhaft“. „Die Mobilen Retter zeigen mit ihrem Notruf-System, das moderne Cloud-Technologien kein Selbstzweck sind, sondern – wie in diesem Fall – Leben retten können“, so Smith, der zusammen mit Microsoft-CEO Satya Nadella in Berlin die Denkschrift „A Cloud for Global Good“ vorgestellt hat. „Wir sind überzeugt, dass der Einsatz digitaler Technologien die Gesundheitsversorgung verlässlicher und effizienter machen wird. Die Mobilen Retter zeigen eindrucksvoll, welche weitreichenden Möglichkeiten uns die Cloud in der Praxis bietet, um Menschen in Notfällen optimal versorgen zu können.“