Kundenzuwachs für Online-Apotheken

Beim Kauf von Medikamenten setzen immer mehr Deutsche auf Online-Apotheken. 66 Prozent haben bereits rezeptfreie oder verschreibungspflichtige Arzneimittel online bestellt und weitere zehn Prozent der Bundesbürger wollen das künftig tun. Zu diesem Ergebnis kommt die repräsentative Umfrage „Healthcare-Barometer 2019“ des Beratungsunternehmens PwC.

Laut den Umfrageergebnissen bleiben nur 24 Prozent der Deutschen ihrer Apotheke vor Ort treu und lehnen die Online-Konkurrenz ab. Die meisten Kunden von Online-Apotheken sind  55 Jahre alt: 50 Prozent in dieser Altersgruppe bestellen vor allem rezeptfreie Medikamente häufig online. In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen sind es nur 37 Prozent.

„Der Apotheken-Versandhandel wächst dynamisch. Das Einkaufsverhalten von Verbrauchern, das sich zu Lasten des klassischen Einzelhandels verändert hat, überträgt sich auch auf das Gesundheitssegment“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC. Er geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.  „Dass die Bundesregierung das Verbot des Online-Handels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten gekippt hat, das ursprünglich im Koalitionsvertrag vorgesehen war, wird dem Versandhandel mit Medikamenten weiteren Auftrieb geben“, ist Burkhart überzeugt. Allerdings sei es wichtig, dass es weiterhin ein Netz aus Apotheken vor Ort gebe, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. „Diese Präsenzapotheken müssen gestärkt werden“, fordert Burkhart.

Der Preis der Online-Apotheke entscheidet

Zwar waren die verschreibungspflichtigen Medikamente waren zwar Gegenstand der politischen Debatte. Im Mittelpunkt des Interesses der Bundesbürger stehen freiverkäufliche Produkte aus der Apotheke: Während 64 Prozent bereits rezeptfreie Arzneimittel online bestellt haben, ordern lediglich 28 Prozent verschreibungspflichtige Medikamente im Netz. „In diesem Punkt zeigt sich klar, dass die Verbraucher preissensibler werden. Rezeptfreie Arzneimittel unterliegen keiner Preisbindung, sodass Online-Apotheken mit günstigen Angeboten punkten können. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten können ausländische Versender allenfalls mit Rezeptboni locken, dafür müssen die Bürger ihr Rezept einsenden“, so Burkhart.

Laut Studie entscheidet vorwiegend der Preis über die Auswahl einer Online-Apotheke. 76 Prozent der Befragten bestätigen das. Weitere Auswahlkriterien sind die Höhe der Versandkosten und des Mindestbestellwertes (71 Prozent), die Bezahlmöglichkeiten (66 Prozent) sowie gut erkennbare Abbildungen und Beschreibungen (59 Prozent). Gründe für eine Ablehnung von Produkten aus dem Internet sind fehlende Beratung, zu lange Lieferzeiten oder fehlendes Vertrauen.

Beim Vertrauen punkten stationäre Apotheken

Das Thema Vertrauen ist ein gewichtiges Argument, das der Apotheke vor Ort in die Hände spielt. Bei Bestellungen von Versandhändlern aus dem EU-Ausland hat jeder Zweite Angst vor gefälschten Medikamenten. Bei der Apotheke um die Ecke äußert nur jeder Zehnte solche Bedenken. Bei illegalen Arzneimitteln fürchten 81 Prozent der Befragten schwere Nebenwirkungen. Ebenso viele sind besorgt, dass die Heilwirkung bei diesen Mitteln ausbleibt. 79 Prozent sehen die Gefahr allergischer Reaktionen.

 „Mit dem Medikamentenversand aus dem Ausland gehen tatsächlich Risiken einher. Während deutsche Medikamentenversender die gleichen Standards wie niedergelassene Apotheken einhalten müssen, ist der Markt im EU-Ausland für die Verbraucher trotz Sicherheitsvorkehrungen und Länderbeschränkungen weniger überschaubar“, so Burkhart.  Die Kunden seien daher stärker auf sich gestellt und müssten die Angebote prüfen. Zudem fehle die persönliche Beratung, die beispielsweise auf Wechselwirkungen zwischen Präparaten hinweise. Gleichzeitig weiß nicht einmal jeder fünfte Bürger, dass nur bestimmte EU-Länder neben Deutschland für den Medikamentenversand zugelassen sind.