Eine akute Nierenschädigung frühzeitig erkennen soll das neue Warnsystem AKI-Alert, das jetzt im Rahmen eines Pilotprojektes an der Charité – Universitätsmedizin Berlin entwickelt worden ist. Das System erfasst kritische Kreatinin-Werte automatisch und wertet sie digital aus.
Im Rahmen einer Studie konnten Wissenschaftler der Charité anhand der Daten von mehr als 100.000 Patienten nachweisen, dass eine akute Nierenschädigung das Sterberisiko erhöht. Zur besseren Versorgung betroffener Patienten hat das Team ein digitales Frühwarnsystem entwickelt. Die Studie ist jetzt im Deutschen Ärzteblatt erschienen.
Erhöhtes Sterberisiko
Eine akute Nierenschädigung (Acute Kidney Injury, AKI) tritt bei rund acht bis 22 Prozent aller Krankenhauspatienten auf. Sie führt innerhalb von Stunden oder Tagen zu einer Einschränkung der Nierenfunktion. Dies zeigt sich beispielsweise in einem Anstieg von Kreatinin. Weil es über die Nieren ausgeschieden wird, steigt seine Konzentration im Blutserum, wenn die Nierenfunktion eingeschränkt ist. „Internationale Studien haben gezeigt, dass das Auftreten einer akuten Nierenschädigung bei Krankenhauspatienten mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden ist. In Deutschland existierten bislang keine zuverlässigen Daten“, sagt Dmytro Khadzhynov von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin sowie Erstautor der Studie.
Für ihre Studie untersuchten die Forschenden Daten von mehr als 100.000 Patientinnen und Patienten. Diese Patienten wurden zwischen 2014 bis 2017 für zwei oder mehr Tage stationär in der Charité behandelt. Gleichzeitig hatten diese Patienten mindestens zwei Kreatinin-Messungen. Bei 20 Prozent von ihnen fanden die Wissenschaftler ein AKI – das Auftreten war mit kurzfristiger und langfristiger Sterblichkeit verbunden. Je nach Ausmaß der Schädigung erhöhte sich das Risiko schrittweise auf das 1,4- bis 15,4-fache.
Sensibilisierung per Warnsystem
Um eine akute Nierenschädigung schon frühzeitig zu erkennen, hat die Arbeitsgruppe das spezielle Warnsystem AKI-Alert entwickelt, das kritische Kreatinin-Werte automatisch erfasst und digital auswertet. Das Pilotprojekt arbeitet mit verschlüsselten Patientendaten. Ein so genanntes „Nephro-Team“ unterstützt die behandelnden Ärzte betroffener Patienten zusätzlich und berät sie zu nierenschützenden Behandlungsstrategien sowie zu einer eventuell notwendigen Medikamentenanpassung. Prof. Dr. Kai Schmidt-Ott von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin: „Mit dem AKI-Alert wollen wir die ärztlichen Kollegen sensibilisieren.“ Damit soll die klinische Versorgung gefährdeter Patienten entscheidend verbessert werden.