Hohe Rückzahlungen drohen: DiGA-Anbieter insolvent

Die DiGA Zanadio wurde bereits von über 30.000 Patienten genutzt. (Foto: farknot/123rf.com)
Die DiGA Zanadio wurde bereits von über 30.000 Patienten genutzt. (Foto: farknot/123rf.com)

Der DiGA-Anbieter Aidhere hat Insolvenz angemeldet. Als Grund nennt das Unternehmen, dass der ursprüngliche Vergütungsbetrag für die Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) Zanadio um mehr als die Hälfte reduziert wurde.

Der neu festgesetzte Vergütungsbetrag für Zanadio wurde seit Mitte 2022 zwischen Hersteller und GKV-SV verhandelt und jetzt von der Schiedsstelle festgesetzt. Er gilt rückwirkend ab Oktober 2021, wodurch dem Anbieter hohe Rückzahlungen drohen. Die Adipositas-DiGA Zanadio ist dauerhaft gelistet und kann auf Kassenrezept ärztlich verordnet werden. Die DiGA bietet eine digital angeleitete Therapie, die auf den S3-Leitlinien zur Behandlung von Adipositas basiert und will so eine Versorgungslücke in der Adipositasbehandlung schließen. Die App wurde bereits von über 30.000 Patientinnen und Patienten genutzt. In einer unabhängigen RCT-Studie in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig wurde die Wirksamkeit der DiGA bestätigt.

Wirtschaftlich nicht tragbar

Der neu definierte Vergütungsbetrag für die App und und die einhergehende Höhe der Rückzahlungen an die Krankenkassen haben den Anbieter nach eigenen Angaben dazu gezwungen, in Insolvenzanmeldung zu gehen. Die Schiedsstelle habe die Entscheidung in dem Wissen getroffen, dass der um mehr als die Hälfte reduzierte Vergütungsbetrag und die daraus drohenden Rückzahlungsansprüche für Aidhere wirtschaftlich nicht tragbar, heißt es in einer Mitteilung. Auch Risikokapitalgeber seien unter diesen Umständen zuletzt nicht mehr dazu bereit gewesen, die Sanierungsbemühungen zu begleiten. Es handelt sich laut Aidhere-Geschäftsführung um ein branchenweites Problem, wenn verhandelte bzw. geschiedste Vergütungsbeträge mit den aktuellen Abgabemengen für Hersteller digitaler Gesundheitsanwendungen nicht wirtschaftlich sind.

DiGA weiterhin auf Rezept verfügbar

Sanierungsmaßnahmen wurden bereits veranlasst. Ein Investorenprozess wurde eingeleitet, damit das Unternehmen und die Arbeitsplätze der 150 Mitarbeitenden möglichst vollständig erhalten werden können. Ziel ist es nun, die bestmögliche Lösung für das Unternehmen zu finden, damit der wirtschaftliche Neustart gelingt. Das Unternehmen setzt seinen Betrieb fort. Die App ist weiterhin für Patientinnen und Patienten verfügbar und kann weiter verordnet werden.