TÜV: Mängel bei jedem fünften Röntgengerät

Der TÜV hat einen Bericht zu geprüften Röntgengeräten und ihren Mängeln vorgelegt. (Foto: edwardolive/123rf.com)
Der TÜV hat einen Bericht zu geprüften Röntgengeräten und ihren Mängeln vorgelegt. (Foto: edwardolive/123rf.com)

In vielen Krankenhäusern, Arztpraxen und anderen Einrichtungen, die mit Röntgengeräten arbeiten, besteht Verbesserungsbedarf beim Strahlenschutz. Zu diesem Ergebnis kommt der TÜV im jetzt veröffentlichten „TÜV Röntgenreport 2023“.

Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsprüfungen im Jahr 2022 haben TÜV-Sachverständige bei der Untersuchung von 16.027 untersuchten Röntgengeräten an 2.386 dieser Geräte Mängel festgestellt. Das entspricht einem Anteil von 14,9 Prozent. „Die Mängelquoten variieren je nach Anwendungsgebiet. Gut jedes fünfte humanmedizinische Röntgengerät hat Mängel, während es bei technischen Anwendungen nur fünf Prozent sind”, sagt Dr. Alexander Schröer, Strahlenschutzexperte des TÜV-Verbands. Eine Gefahr für Patienten oder das medizinische Personal besteht nur selten. „Die technische Sicherheit von Röntgengeräten in Deutschland ist sehr hoch. Niemand muss sich bei einer Untersuchung Sorgen wegen einer zu hohen Strahlenbelastung machen”, betont Schröer.

Viele Mängel sind vermeidbar

Das Strahlenschutzgesetz schreibt vor, dass die Sicherheit der Geräte vor der Inbetriebnahme, bei wesentlichen Änderungen sowie wiederkehrend alle fünf Jahre von unabhängigen Sachverständigen überprüft werden muss. „Viele Mängel ließen sich vermeiden, wenn Kliniken und Arztpraxen die Vorgaben beim Strahlenschutz immer gewissenhaft einhalten“, betont Schröer. Typische Mängel an Röntgeneinrichtungen sind fehlende Schutzausrüstung sowie eine defekte Bildempfängertechnik.

Im Röntgenreport sind Geräte aus den Anwendungsgebieten Humanmedizin, Dentalmedizin und Veterinärmedizin sowie technische Verwendungen berücksichtigt. Die Mängel werden in die Kategorien „schwerwiegend“, „erheblich“ und „einfach/formal“ eingeteilt. 2.858 davon waren humanmedizinischen Röntgengeräte. Bei 22 Prozent dieser Geräte haben die Sachverständigen Mängel festgestellt. Der Großteil dieser Mängel einem Anteil von 74 Prozent ist als „erheblich“ eingestuft worden. Sie müssen beseitigt und die Beseitigung von den Sachverständigen ohne erneute Prüfung vor Ort bestätigt werden. Immerhin 20 Prozent der Mängel waren „schwerwiegend“. In diesen Fällen ist ein Weiterbetrieb in der Regel nicht möglich. Schwerwiegende Mängel müssen umgehend behoben und die Geräte nochmals geprüft werden. Fünf Prozent der Mängel waren laut TÜV „einfach bzw. formal“.

Fehldiagnosen durch Artefakte drohen

So genannte stationäre Aufnahmeplätze, die in Kliniken sowie in Radiologie-, Orthopädie- sowie Lungenfacharztpraxen fest installiert sind, sind mit 1.008 geprüften Geräte besonders verbreitet. In diesem Bereich lag die Mängelquote bei 29 Prozent. Am häufigsten treten mit einem Anteil von 7,8 Prozent Mängel an den digitalen Speicherfolien- und analogen Film-Folien-Systemen auf. Bei beiden Systemen altern die Folien und bei einem dauerhaften Gebrauch können Kratzer, Knicke oder Schmutzablagerungen auftreten. Auf den Aufnahmen sind dann Störstellen bzw. so genannte Artefakte zu erkennen. Sie können im schlimmsten Fall zu einer Fehldiagnose führen. Fehlende oder defekte Patientenschutzmittel waren bei fünf Prozent der geprüften Systeme die Ursache für Beanstandungen.

 die im schlimmsten Fall zu einer Fehldiagnose führen können. Bei immerhin fünf Prozent der Systeme waren fehlende oder defekte Patientenschutzmittel Ursache für eine Beanstandung.

Schwachstellen Bildwiedergabe und Schutzausrüstung

In Krankenhäusern werden oft mobile C-Bögen eingesetzt, die sich in Operationssälen oder anderen Räumen verwenden lassen. Bei Untersuchungen, Operationen und anderen Eingriffen mit Röntgenunterstützung lässt sich damit nahezu jede Körperstelle erreichen. Röntgenbilder werden hierbei auf einem Monitor live dargestellt. „Da bei C-Bögen alle therapierelevanten Entscheidungen live am Bildschirm getroffen werden, muss der Monitor die notwendigen Qualitätsanforderungen erfüllen und absolut einwandfrei funktionieren”“ sagt Schröer. Unter den 766 geprüften C-Bögen haben die TÜV-Sachverständigen bei 24 Prozent der Geräte Mängel festgestellt. Die häufigsten Mängel betrafen die Bildwiedergabe (11,3 Prozent) und die Schutzausrüstung (5,2 Prozent).

Wenige Mängel bei Computertomographen

259 Computertomographen (CT) wurden 2022 vom TÜV geprüft. Hier lag die Mängelquote bei 5,8 Prozent. Drei Geräte wiesen „schwerwiegende“ Mängel auf, weil die Vorgaben des baulichen Strahlenschutzes nicht eingehalten worden sind. „Bei Neubauten kommt es vor, dass die Abschirmung der Strahlung nach außen mithilfe von Blei oder durch ein breites Mauerwerk nicht ausreichend dimensioniert war“, sagt Schröer. Entsprechende Mängel könnten von den Sachverständigen nur bei einer Prüfung vor der Inbetriebnahme mithilfe von Messungen vor Ort erkannt werden.

Großteil der Röntgengeräte befindet sich in Zahnarztpraxen

Der größte Teil der Röntgengeräte ist in Zahnarztpraxen und in der Kieferchirurgie im Einsatz. Von den 9.738 im Jahr 2022 geprüften dentalmedizinischen Röntgengeräten hatten 16 Prozent einen oder mehrere Mängel. Am weitesten verbreitet sind Dental-Tubus-Geräte, mit denen einzelnen Zähne aufgenommen werden können. Die Geräte werden in der Regel an Decken und Wänden oder direkt am Behandlungsstuhl montiert. Bei 15 Prozent der 6.318 geprüften Dental-Tubus-Geräte wurden Mängel festgestellt. Zudem sind Mängel an der Schutzausrüstung mit 6,3 Prozent ein häufiges Problem. Seit dem Jahr 2020 ist ein Bleischutz, zum Beispiel in Form eines Schildes oder einer Schürze, für die strahlenempfindliche Schilddrüse erforderlich. „Diese Regeländerung ist offenbar noch nicht in allen Zahnarztpraxen angekommen, aber mit geringem Aufwand schnell zu beheben“, sagt Schröer.

Die Sachverständigen prüften außerdem 2.996 Panoramaschichtaufnahmegeräte, mit denen Röntgenbilder des gesamten Gebisses erstellt werden können. Bei 17 Prozent der Geräte in dieser Kategorie gab es Beanstandungen. Bei 5,6 Prozent der Geräte sind Mängel an den digitalen Speicherfolien oder an den analogen Film-Folien-Systemen festgestellt worden, die wie bei den humanmedizinischen Geräten zu Störstellen bzw. Artefakten auf den Röntgenbildern führen können. Der TÜV Röntgenreport 2023 steht online zur Verfügung.