Praktische Laborarbeit war während der Corona-Pandemie vielerorts sehr eingeschränkt. Am Center for Advanced Imaging (CAi) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) werden erfolgreich Remote-Schnittstellen eingesetzt, damit Studierende die Bedienung moderner Mikroskope und die Bildauswertung erlernen.
Das Cai-Team bringt Studierenden näher, wie sie mit modernen Laserscanningmikroskopen arbeiten können. Die Studierenden benötigen diese Kenntnisse, um später selbstständig Proben aus Medizin, Biologie, Chemie oder Physik untersuchen zu können. Ebenfalls müssen sie lernen, die Proben vorzubereiten, die gewonnenen Mikroskopaufnahmen auszuwerten und die großen Datenmengen – oft Dutzende bis Hunderte Gigabyte pro Bild – zu verwalten.
Studierende nutzen Remote-Schnittstelle
Doch wie geht dies alles in Pandemiezeiten, wenn aufgrund von Abstandsgebot und Personenzahlbegrenzung nicht mehr ein Dutzend Studierende im Labor experimentieren dürfen? Das Team des CAi setzt für die Lehre seit dem Sommersemester 2020 eine Remote-Schnittstelle ein, mit deren Hilfe Studierende von zuhause aus die hochkomplexen Geräte fernsteuern können. Ein Betreuer sitzt dann im Labor vor dem Mikroskop, die Studierenden sind mit einer speziellen Software auf den Bedienungscomputer des Mikroskops aufgeschaltet. In der gleichzeitig laufenden Videokonferenz erläutert der Betreuer Gerät und Bediensoftware, wie eine Probe vorbereitet werden muss und wie von ihr schließlich gute Aufnahmen gemacht und diese ausgewertet werden können.
Selbst Lösungswege erarbeiten
Dr. Sebastian Hänsch, Mitarbeiter und Praktikumsbetreuer am CAi: „Es ist erstaunlich, dass die Studierenden über 90 Prozent dessen remote machen können, was mit dem Mikroskop möglich ist. Ich muss natürlich vor Ort die Probe präparieren und das Bild grob suchen und einstellen; die großen Schrauben am Mikroskop funktionieren noch nicht per Fernbedienung.“
Ebenfalls können und sollen sich die Studierenden während der Arbeit miteinander beraten und austauschen, damit sie sich selbst Lösungswege erarbeiten. Dies ist durch die Videokonferenz möglich, während derer die Studierenden gleichzeitig das virtuelle Bedienungspult des Mikroskops sehen. Zwar kann nur einer gleichzeitig die Kontrollen aktiv bedienen, die Kommilitoninnen und Kommilitonen können aber wichtige Hinweise geben, indem sie ihren Mauszeiger an die richtige Stelle auf dem Bildschirm lenken.
Grenzen der digitalen Technik
Die digitale Technik hat aber auch ihre Grenzen, wenn Studierende das Mikroskopieren lernen sollen. Es fehlt das haptische Element. Hänsch: „Um den Studierenden hierfür einen Eindruck zu vermitteln, haben wir ihnen sehr einfache ‚Foldscopes‘ aus Pappe und Kunststoff mit nachhause geben, die sie dort zusammenbauen und einfache Experimente machen konnten.“ Sie haben auch Präparierflüssigkeiten und Glasträger bekommen, so dass sie die Arbeitsschritte üben konnten, um eine Probe mikroskopierfähig zu machen.
Einige für den Kurs entwickelte Elemente werden auch beibehalten werden, wenn künftig die Kurse wieder in Präsenz möglich sind. Dazu Dr. Hänsch: „Über die Onlineschnittstelle ist es viel einfacher, dass bei größeren Gruppen alle Teilnehmenden jeden Arbeitsschritt am Gerät gleich gut beobachten können. Wenn dagegen ein Dutzend Studierende vor einem einzelnen Gerät im Labor sitzen, sehen diejenigen in der letzten Reihe kaum, was vorne passiert.“ Für das Mastermodul erhielten Cai-Geschäftsführerin Dr. Stefanie Weidtkamp-Peters und Professorin Dr. Yvonne Stahl im Jahr 2020 den Lehrpreis der HHU. Teile des Preisgeldes konnten sie nun einsetzen, um das neue Online-Lehrkonzept technisch umzusetzen.