Erste Anti-Epilepsie-Elektrode direkt unter der Haut

Der weltweit ersten Patientin ist jetzt am Universitätsklinikum Freiburg eine Anti-Epilepsie-Elektrode direkt unter die Kopfhaut implantiert worden. Falls das Verfahren gute Ergebnisse erzielt, könnte es bislang nicht behandelbaren Patienten helfen.

Hoffnung für Epilepsie-Patienten, bei denen Medikamente nicht ausreichend wirken und ein operativer Eingriff nicht infrage kommt. Am Universitätsklinikum Freiburg wurde jetzt im Rahmen einer klinischen Studie erstmals ein neuartiges Stimulationssystem bei einer Patientin eingesetzt. Die Ärzte platzierten die dünne Elektrodenmatte Ende Februar direkt unter die Kopfhaut auf den Schädelknochen. Die Elektroden sollen das anfallsauslösende Areal im Gehirn präzise stimulieren. Auf diese Weise soll die Häufigkeit und Stärke der Anfälle reduziert werden. Nach einer vierwöchigen Ruhephase soll das Implantat eingeschaltet werden. Etwa vier Monate wird es voraussichtlich dauern, bis erste Ergebnisse zur Wirksamkeit des Verfahrens vorliegen. 

Weniger Komplikationen

Das Prinzip hinter dem neuartigen Verfahren:  Durch den Stromfluss sollen die Nervenzellen im Anfallsareal leicht negativ geladen und das Ruhemembranpotenzial soll abgesenkt werden. Die Nervenzellen reagieren dadurch langsamer und die Wahrscheinlichkeit für Anfälle soll verringert sein. Die Elektroden liegen auf dem Schädelknochen und kommen nicht direkt mit dem Gehirn in Kontakt. Die Gefahr von Komplikationen soll sich deutlich reduzieren. 

Umfassende Studie

 „Wir haben die Hoffnung, dass wir damit bislang unbehandelbaren Patienten eine Therapie anbieten können“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Andreas Schulze-Bonhage, Leiter der Abteilung Prächirurgische Epilepsiediagnostik – Epilepsiezentrum des Universitätsklinikums Freiburg. Die Studie wird an fünf Universitätskliniken in Deutschland und Belgien durchgeführt. Insgesamt zwölf Patienten sind beteiligt.

Erste Patientin mit Anfallsort im Sprachareal 

Die erste Patientin, die das neue Stimulationssystem erhalten hat, leidet seit ihrem neunten Lebensjahr unter epileptischen Anfällen und epilepsiebedingten Fehlwahrnehmungen des Hörens. Bei ihr erwies sich auch die Kombination mehrerer antiepileptischer Medikamente als wirkungslos. Ein chirurgischer Eingriff war hierbei keine Option, da der Anfallsherd der Patientin in dem Teil des Gehirns liegt, der für das Sprachverständnis wesentlich ist. Der Stimulator ist durch ein feines Kabel mit einer kleinen Batterie im Brustbereich verbunden.

 „Die Operation dauerte gerade einmal eine Stunde und die Patientin konnte das Krankenhaus nach wenigen Tagen verlassen“, sagt Prof. Schulze-Bonhage. Durchgeführt wurde der Eingriff von Prof. Dr. Volker Arnd Coenen, Ärztlicher Leiter der Abteilung für Stereotaktische und Funktionelle Neurochirurgie am Universitätsklinikum Freiburg.