Digitale Lösungen bergen großes Potenzial für mehr Effizienz im Gesundheitswesen. Das zeigen die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Studie. Vor allem Trends wie digitale Anwendungen, Künstliche Intelligenz und Virtual-Health-Systeme sind demnach vielversprechend.
Insgesamt benennt die Studie „Global Top Health Industry Issues“ des Health Research Institute (HRI) von PricewaterhouseCoopers (PwC) acht Trends, die das globale Gesundheitswesen verändern. Dazu zählen neben digitalen Anwendungen und Künstlicher Intelligenz sowie Virtual-Health-Systemen ein verbesserter Zugang zur Behandlung und angenehmere Erfahrungen für Patienten. Außerdem die einfachere Teilnahme an Gesundheitsstudien durch Apps und Telemedizin, technologische Lösungen für Kapazitätssteigerungen und Kostensenkung, vermehrter Einsatz von Gesundheitsapps und -geräten sowie die Bedrohung durch Cyberkriminalität und die zunehmende Berücksichtigung sozialer Faktoren für die Gesundheit.
Digitale Lösungen prägen das Gesundheitswesen
Die Studienautoren gehen davon aus, dass digitale Lösungen das weltweite Gesundheitswesen künftig deutlich stärker als heute prägen werden. Das gilt insbesondere bei der Automatisierung von Prozessen und in der Verwaltung. Unternehmen und andere Organisationen können ihre Effizienz der Studie zufolge mit smarten Technologien bis 2021 um geschätzte 15 bis 20 Prozent steigern, wenn sie digitale Anwendungen unter anderem für die Geschäftsprozessoptimierung oder die Entwicklung medizinischer Produkte einsetzen. Die Digitalisierung wird demnach auch wichtiger bei der Entwicklung und Umsetzung von Therapien, bei Patientenversicherungen und der klinischen Dokumentation. Durch Präzisionsmedizin, die beruhend auf einer breiten Basis medizinischer Daten Zusammenhänge zwischen physischen Eigenschaften und Krankheitsentwicklungen offenbart, kann in Zukunft beispielsweise eine enorme Zeit- und Kostenersparnis erreicht werden.
Riesiges Potenzial
„Solche Anwendungen basieren auf sehr großen Datenmengen – und die müssen aktuell erst aufgebaut werden. Das Potenzial solcher Anwendungen ist aber gewaltig.“ So lassen sich zum Beispiel mit KI schwere Krankheiten früh erkennen und die Gesundheits- und Folgekosten in Europa um viele Milliarden Euro senken.
Patienten nutzen bereits viele Gesundheits-Apps und andere technische Hilfsmittel – und kümmern sich damit zunehmend selbst um ihre Gesundheit und Vorsorge. Allerdings fehlt heute jedoch oft die Integration solcher Angebote in das bestehende Gesundheitssystem. Die Studienautoren weisen darauf hin, dass vor allem dieser Bereich großes Potenzial hat. So können Virtual-Health-Systeme helfen können, Behandlungsergebnisse zu verbessern, Budgets für die medizinische Versorgung effizienter einzusetzen und den Zugang zu Gesundheitssystemen zu vereinfachen – insbesondere für Bewohner von Regionen fernab größerer Städte.
Sicherheitsrisiko hoch
Je häufiger ans Internet angeschlossene medizinische Geräte und Netzwerke im Gesundheitswesen verwendet werden, desto höher ist das Risiko, dass sie zum Ziel von Cyberattacken, Ransomware und Malware werden. Dabei stehen vor allem sensible Patientendaten im Fokus. Das zeigte sich zuletzt 2017. Damals nutzte Schadsoftware „WannaCry“ eine Sicherheitslücke in Windows-Rechnern aus und befiel 300.000 Computer in 150 Ländern. Auch Krankenhäuser zählen zu den kritischen Infrastrukturen, also solchen Einrichtungen, die für das staatliche Gemeinwesen besonders bedeutsam sind. Viele Kliniken in Deutschland müssen sich auf die zunehmenden Bedrohungen durch Schadsoftware einstellen und bis Ende Juni 2019 in Audits nachweisen, dass sie die „Änderungsverordnung zur Bestimmung Kritischer Infrastrukturen nach dem BSI-Gesetz“ (BSI-Kritis-Verordnung vom 30. Juni 2017) umgesetzt haben. Die Audits werden alle zwei Jahre wiederholt.
Wege aus der Kostenschraube
Chronische Krankheiten belasten Patienten und Gesundheitssysteme gleichermaßen. Vor allem gesetzliche Krankenkassen weltweit sind wegen steigender Behandlungskosten für chronische Krankheiten unter hohem Kostendruck. Gesetzgeber, Versicherer und Versorger setzen daher zunehmend auf Prävention und versuchen, die Bevölkerung zu Präventivmaßnahmen zu bewegen.
Strukturelle Änderungen erforderlich
Um die zunehmenden Kosten zu senken und bessere Anreize zu setzen, seien im deutschen Gesundheitswesen strukturelle Änderungen notwendig, so PwC-Gesundheitsexperte Michael Burkhart. Die Voraussetzung für wichtige Entscheidungen und Investitionen im Gesundheitssystem würde seiner Einschätzung nach beispielsweise eine von den Krankenkassen getragene Krankenhausfinanzierung statt des bisherigen dualen Systems beispielsweise schaffen. Auch die Krankenhausfinanzierung pro Einwohner in einem bestimmten Umkreis hält der Experte für sinnvoll. Dadurch besteht Burkhart zufolge ein Anreiz für jede Klinik, in ihrem Zuständigkeitsbereich die beste zu sein.