Medica: Spielend gegen Thrombose

Ein Computerspiel soll jetzt bei der Thrombose-Vorbeugung helfen. Denn Übungen für Beine und Füße eignen sich zwar zur Vorbeugung. Oft jedoch fehlt den Betroffenen die Motivation, diese Übungen durchzuführen. Daher haben Kaiserslauterer Forscher zusammen mit Ärzten das Computerspiel „jumpBALL für Smartphone und Tablet entwickelt. Das Besondere: Es wird über die Füße gesteuert. Die Betroffenen führen dadurch die vorbeugenden Bewegungen spielerisch durch.  Das Spiel soll auch nach einem Schlaganfall oder einer Hüft- oder Knie-Operation helfen. Auf der Medica in Düsseldorf (12. bis 15. November 2018) soll das Spiel vorgestellt werden.

Um der Thrombose vorzubeugen, eignen sich unter anderem gezielte Bewegungsübungen wie die Fußwippe, auch Muskelvenenpumpe genannt. „Dabei wird die Fußspitze zunächst weit nach vorne gestreckt und danach soweit wie möglich an den Körper herangezogen“, sagt Daniel Steffen, Informatiker in der Nachwuchsgruppe wearHEALTH an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK). Diese Bewegung soll mit beiden Füßen möglichst oft und regelmäßig wiederholt werden. „Das ist sehr monoton und ermüdend, die Patienten sind meist wenig motiviert“, fährt Steffen fort. Studien haben ergeben, dass rund 65 Prozent der Patienten solche Übungen nicht oder nur teilweise durchführen. Hier setzt Computerspiel „jumpBALL“ an, das Steffen mit seinen Kolleginnen, der Psychologin Dr. Corinna Faust-Christmann und der Informatikerin Dr. Gabriele Bleser, sowie dem Mediziner Dr. Markus Muhm vom Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern entwickelt hat.

Springend der Thrombose vorbeugen

Bei dem Spiel springt ein Wasserball über Baumstämme, auf denen sich verschiedene Gegenstände wie Münzen, Diamanten, Sterne oder Monster befinden. Wenn der Ball auf Münzen, Diamanten, Sterne springt, bringt das dem Spieler Bonuspunkte. Landet der Ball auf einem Monster, gibt das Punkteabzug. Gesteuert wird das Spiel mit den Füßen und führt gleichzeitig die Muskelvenenpumpe durch.

Für das Spiel ist neben Smartphone oder Tablet nicht viel Technik notwendig: Erforderlich sind lediglich zwei kleine drahtlose Sensoren, die mit Klettbändern auf den Füßen befestigt werden und die Bewegungen erfassen. „Mit dem linken Fuß etwa springt ein Wasserball einen Baumstamm weiter, mit dem rechten Fuß springt der Ball bis zum übernächsten Stamm“, so Steffen.

Motivation gelungen

In Studien haben die Wissenschaftler bereits untersucht, wie gut das Spiel die Motivation fördert. Dabei hat es außerdem überprüft, wie oft und wie lange die Teilnehmer die Übungen durchführen und wie gebrauchstauglich das System ist. Unter den Testpersonen waren auch Ältere. „Wir haben festgestellt, dass die älteren Probanden sehr gut mit jumpBALL zurechtgekommen sind und sogar mehr Spaß hatten als jüngere Studien-Teilnehmer“, sagt der Informatiker.

Einsatz in der Rehabilitation

Das Spiel jumpBALL richtet sich vor allem an ältere Menschen beziehungsweise Patienten zur Thromboseprophylaxe. Zudem kann das Spiel während der Rehabilitation zum Einsatz kommen, beispielsweise bei Patienten nach einem Schlaganfall oder nach einer Operation an Hüfte oder Knien. Dazu müssten die Sensoren lediglich auf Unter- oder Oberschenkel angebracht werden. Die Technik ist darüber hinaus auch geeignet, um zum Beispiel Patienten auf der Intensivstation zu leichten Bewegungen zu animieren. Zudem eignet sie sich für Menschen, die daran leiden, dass sich ihre Arterien verschließen, wie es zum Beispiel beim sogenannten Schaufenstersyndrom der Fall ist. Auch hier könnte das Computerspiel zur Bewegungsmotivation eingesetzt werden.