DGIM fordert Digitalisierung in der medizinischen Ausbildung

Menschliche Hand und Roboterhand berühren sich
(Foto: ismagilov/123rf.com)

Die Digitalisierung muss Teil der medizinischen Aus-, Weiter- und Fortbildung werden. Das fordert jetzt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM). Als größte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft in Europa will sie die Digitalisierung im Gesundheitswesen aktiv mitgestalten und vorantreiben.

Eine erfolgreiche Umsetzung kann aus Sicht der DGIM jedoch nur gelingen, wenn auch Ärztinnen und Ärzte am digitalen Wandel auf allen Ebenen aktiv beteiligt sind. Hier ist es unbedingt erforderlich, dass die Ärzteschaft über ausreichende digitale Kompetenz verfügt. Der DGIM ist davon überzeugt: Informatik muss als Hilfswissenschaft in die Medizin integriert werden. „Wenn wir hier weiter zurückfallen, werden wir den Anschluss an eine zeitgemäße, an der Wissenschaftlichkeit und an den Erfordernissen der guten Patientenversorgung orientierten modernen Medizin verlieren“, mahnt Professor Dr. med. Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM aus Würzburg.

Anspruchsvolle Aufgabe

Doch die fachlichen Voraussetzungen sind anspruchsvoll und weitgefächert. So geht es nicht nur um das Handling von Videosprechstunden, das Ausstellen von eRezepten oder das Nutzen von Daten aus Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Digitale Kompetenz bedeutet auch IT-Sicherheit in Klinik und Praxis, das Implementieren von Krankenhausinformationssystemen oder das Programmieren beziehungsweise Verstehen der Funktionsweise eines Algorithmus, der Patientendaten auswertet und Therapievorschläge macht. „Wenn wir solche sensiblen Fragestellungen nicht der Industrie überlassen wollen, brauchen wir dafür Ärztinnen und Ärzte mit grundlegenden Kenntnissen der Funktionsweisen. Gleichzeitig sollten sie die damit verbundenen Prozessveränderungen in der Versorgung und der Forschung nachvollziehen können“, so der Kardiologe weiter.

Denn für Medizininformatiker ist es nicht immer einfach, die Bedürfnisse von Ärztinnen und Ärzten abzubilden. „Vertiefte Informatikkenntnisse werden in der Medizin in Zukunft so essenziell sein, dass wir sie nicht dem Learning by Doing überlassen können“, ist Ertl überzeugt.

Digitale Kompetenzen auf allen Ebenen

„Digitalisierung muss in ärztlicher Hand und ihre Entwicklung unter der Kontrolle der Medizin bleiben“, so Ertl. „Wir brauchen deshalb ärztlich gut aus-, weiter- und fortgebildete ‚Kommunikatoren zwischen Medizin und Informatik‘, die nicht nur die Technologie verstehen, sondern auch über ausreichende klinische Erfahrung verfügen.“

Studiencurricula sollten nach Ansicht des DGIM zukünftig allen Medizinstudierenden die notwendige Basisqualifikation in Digitaler Medizin vermitteln. Fortbildungen sollten anschließend für die nötige Expertise sorgen. So genannte Digital Clinician Scientist Programme, die spezifische erweiterte Qualifikationen vermitteln, sind an verschiedenen medizinischen Fakultäten bereits etabliert. Darüber hinaus regt die DGIM eine Zusatz-Weiterbildung „Digitale Medizin“ an. Sie setze ausreichend lange Weiterbildungsabschnitte in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung voraus. Ob langfristig – vergleichbar dem Facharzt für Laboratoriumsmedizin – auch ein Facharzt für Digitale Medizin benötigt wird, bleibt abzuwarten.