Defi-Weste für weniger Implantationen

Eine Defi-Weste kann zusammen mit einer effektiven Therapie in vielen Fällen dafür sorgen, dass Hochrisiko-Herzpatienten auf die Implantation eines Defibrillators verzichten können.

Zwischen 100.000 und 150.000 Menschen pro Jahr sterben in Deutschland an einem plötzlichen Herztod. Bei Hochrisiko-Patienten kann plötzlicher Herztod durch die prophylaktische Implantation eines Defibrillators (ICD) verhindert werden. Im Bedarfsfall bringt er das Herz mittels Stromstoß wieder in den gesunden Sinus-Rhythmus. Auf ein solches Implantat kann zumindest ein Teil der Patienten unter Umständen bald verzichten, berichtet jetzt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. Denn eine so genannte „Defi-Weste“ (waerable cardioverter/defibrillator, WCD) und eine gleichzeitige Optimierung der Herzinsuffizienz-Therapie sorgen dafür, dass viele Implantationen in diesem Bereich vermieden werden können, wie eine Register-Studie aus Hannover zeigt.

Rund 120 Tage mit Defi-Weste

Im Rahmen der Studie wurde 265 Patienten zwischen Juni 2012 und Februar 2016 an der Medizinischen Hochschule Hannover eine tragbare Defibrillator-Weste verschrieben. 88 Patienten trugen die Weste länger als 90 Tage, im Durchschnitt betrug die Tragedauer 120 Tage. „Nach 90 Tagen zeigten 26 Prozent der Patienten eine Erholung der LVEF über 35 Prozent, nach einer verlängerten Tragezeit und weiteren Optimierung der Medikation wiesen weitere 20 Patienten eine solche Verbesserung auf“, sagt Studienautor Dr. David Dunker und ergänzt: „Durch die Verlängerung der WCD-Trageperiode zur weiteren Optimierung der Herzinsuffizienzmedikation über drei Monate hinaus wurde also eine ICD-Implantation bei etwa einem Drittel der Patienten vermieden. Bei einem dieser Patienten wurde in dieser Zeit ein plötzlicher Herztod durch den tragbaren Defibrillator verhindert.“ Die vorliegenden retrospektiven Daten zeigen dem Studienautor zufolge, dass eine WCD-geschützte Optimierung der Herzinsuffizienztherapie über mehr als drei Monate hinaus unnötige primärprophylaktische ICD-Implantationen verhindern kann. Diese Strategie müsse nun durch prospektive Studien gesichert werden.

Die Daten der Untersuchung wurden jetzt zusammen mit aktuellen Daten aus dem österreichischen WCD-Register präsentiert. Für die Studie unter Beteiligung von 48 österreichischen Zentren (Studienleiter Assoz. Prof. Dr. Daniel Scherr, Klinische Abteilung für Kardiologie, Medizinische Universität Graz) wurden im Zeitraum von 2010 bis 2016 in Österreich 451 Patienten mit einer Defi-Weste ausgestattet. „Hervorzuheben ist, dass bei nur 22 Prozent aller Patienten mit Herzmuskelentzündung nach Abnahme des WCD ein erhöhtes Risiko eines plötzlichen Herztodes vorlag und sie daher mit einem ICD versorgt werden mussten“, sagt Tanja Odeneg, BSc. MSc. (Klinische Abteilung für Kardiologie, Medizinische Universität Graz), Erstautorin der Untersuchung. Damit lasse sich die große klinische Bedeutung des WCD speziell für dieses Patientenkollektiv gut darstellen. Insgesamt kam es bei nur 55 Prozent der Patienten mit einem WCD zu einer ICD-Implantation. Elf Patienten (2,4 Prozent) erhielten 21 adäquate Schocks aufgrund von ventrikulären Tachykardien, alle elf Patienten erhielten in weiterer Folge einen ICD. Ein Patient (0,2 Prozent) erhielt einen inadäquaten Schock bei tachykardem Vorhofflimmern.