Das digitale Impfzertifikat kommt zu spät

Clickdoc macht das E-Rezept auf dem Smartphone verfügbar. (Foto: Olga Yastremska/123rf.com)
Clickdoc macht das E-Rezept auf dem Smartphone verfügbar. (Foto: Olga Yastremska/123rf.com)

Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland will das digitale Impfzertifikat nutzen, zeigt eine aktuelle Umfrage. Die Mehrheit der Befragten kritisiert die Einführung als zu spät.

Das EU-weit gültige digitales Impfzertifikat soll das grenzüberschreitende Reisen in Europa während der Corona-Pandemie erleichtern. 48 Prozent wollen das digitale Impfzertifikat nutzen. Nur 15 Prozent wollen es trotz Impfung nicht verwenden. 21 Prozent haben kein Smartphone oder Tablet, 15 Prozent lehnen eine Impfung ab. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Bitkom. Betrachtet man nur diejenigen, die ein Smartphone besitzen und sich grundsätzlich impfen lassen wollen, sagen sogar 75 Prozent, dass sie das digitale Impfzertifikat nutzen wollen. Trotz der hohen Akzeptanz: 72 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass das digitale Impfzertifikat zu spät kommt. 

Zu wenig digital gedacht

„Die Befürchtungen vieler Menschen, die nun ihren Sommerurlaub planen, sind nach Ansicht von Bitkom-Präsident Achim Berg berechtigt. „Während etwa in Frankreich, Dänemark oder dem kleinen Litauen Impfungen bereits digital erfasst werden, werden bei uns weiterhin Aufkleber in Impfausweise geklebt“, gibt er zu bedenken. Dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens und der Verwaltung so lange verschlafen worden sei, falle den Menschen in Deutschland in der Pandemie auf die Füße. Das gelte bei der Unterbrechung von Infektionsketten, beim Impfmanagement und jetzt beim digitalen Impfzertifikat.

 Dass bereits Geimpfte ihr digitales Impfzertifikat nachträglich über den Hausarzt, ihr Impfzentrum, in der Apotheke oder per Post ausgestellt bekommen sollen, zeige erneut, dass zu wenig digital gedacht werde. „Es ist völlig unverständlich, warum Geimpfte ihr Zertifikat nicht auch über einen digitalen Weg erhalten sollen – etwa über ein Online-Portal, bei dem anhand von Chargenummer, Name, Geburtsdatum und Impfdatum das Zertifikat beantragt werden kann“, so Berg.

Hohe Akzeptanz von Schnelltests

55 Prozent der Berufstätigen wünschen sich außerdem, dass ihr Arbeitgeber eine Impfung gegen Corona anbietet. 90 Prozent der Menschen in Deutschland sind insgesamt der Meinung, Unternehmen und Betriebe müssten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus schützen. 86 Prozent plädieren, dass Mitarbeitende zur Durchführung von Schnelltests am Arbeitsplatz verpflichtet werden. Derzeit gibt es für die Unternehmen lediglich eine Testangebotspflicht – die Nutzung dieser Tests ist jedoch freiwillig. 60 Prozent aller Befragten halten mindestens zwei Corona-Schnelltests pro Woche für erforderlich. 45 Prozent befürworten zwei wöchentliche Tests, zwölf Prozent einen Test an jedem zweiten Tag und 3 Prozent tägliche Tests. 27 Prozent halten einen verpflichtenden Schnelltest pro Woche für ausreichend.