Covid-19-Krise verschärft Geldmangel in Krankenhäusern

Die meisten Krankenhäuser in Deutschland rechnen für 2020 mit einem Defizit. (Foto: ©s Andrey Malov/123rf.com)

Die Covid-19-Krise hat die ohnehin angespannte Situation der Krankenhäuser in Deutschland deutlich verschärft. 57 Prozent rechnen 2020 mit einem Defizit. Gleichzeitig beschleunigen viele Kliniken ihre Digitalisierung.

Das zeigen die Ergebnisse der „Krankenhausstudie 2020“ von Roland Berger, für die Klinikmanager der 600 größten Krankenhäuser in Deutschland befragt worden sind. Fast sechs von zehn deutschen Kliniken (57 Prozent) rechnen demnach für 2020 mit einem Defizit. Damit hat sich die Situation deutlich verschärft:  Im vergangenen Jahr schrieben noch 32 Prozent rote Zahlen. Hauptgrund ist die rückläufige Auslastung während der Pandemie-Hochphase im März und April. In diesem Zeitraum sank die Belegung der Intensivstationen großer Krankenhäuser mit über 1.000 Betten um 27 Prozent, auf Normalstationen sogar um 37 Prozent. 

„Das Gesundheitssystem in Deutschland funktioniert – das hat sich während der Covid-19-Krise einmal mehr gezeigt. Aber die wirtschaftliche Situation vieler Kliniken hat sich durch die Pandemie noch einmal deutlich verschlechtert“, sagt Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. Mit einer schnellen Erholung der Patientenzahlen und damit verbundenen Einnahmen sei nicht zu rechnen.

Verluste trotz Ausgleichszahlungen

Das im März verabschiedete Krankenhausentlastungsgesetz billigt den Kliniken pro Tag eine Pauschale von 560 Euro pro freigehaltenem Bett zu. Das konnte jedoch die Ausfälle vor allem bei den großen Häusern mit mehr als 1.000 Betten nicht kompensieren. 75 Prozent dieser Kliniken sagen, dass die Zahlungen die durch Covid-19 entstandenen Erlösausfälle nicht auffangen können. Die Situation verschärft sich durch die Tatsache, dass sich die Kliniken nur langsam wieder füllen. Die meisten Krankenhausmanager gehen davon aus, dass sich die Patientenzahlen frühestens nach sieben Monaten wieder erholen werden. Fünf Prozent der Befragten vermuten sogar, dass das Vorkrisen-Niveau nie mehr erreicht werden kann.

Digitalisierung gewinnt an Bedeutung

Die Studie zeigt, dass Organisationsstruktur eines Krankenhauses eine immer wichtigere Rolle für dessen wirtschaftliche Leistungsfähigkeit spielt. In 2019 erzielten 76 Prozent der in einem Verbund organisierten Kliniken zumindest eine schwarze Null. Bei den eigenständigen Kliniken verzeichneten 38 Prozent ein Defizit. „Die Verbundkliniken profitieren von Synergieeffekten und stehen in Summe signifikant besser da“, sagt Magunia. Er geht davon aus, dass Covid-19 den Trend zu mehr Zusammenarbeit noch weiter beschleunigen wird. Auch das Thema Digitalisierung gewinnt weiter an Bedeutung. „Immer öfter wird in den Kliniken über neue Angebote wie Videosprechstunden oder ein digitales Monitoring von Patienten nachgedacht“, so Magunia. Er rät allen Kliniken dazu, Schritt für Schritt Reformvorhaben im Bereich Digitalisierung vorantreiben.

Die stationären Fallzahlen nahmen bereits vor der Corona-Pandemie ab, gerade in diesem Bereich wollen viele Häuser aber Wachstum erzielen. Daher sollte sich nach Ansicht des Experten jede Klinik sollte überlegen, wo die Nachfrage im stationären Bereich am stärksten wegbricht und ihre ambulanten Angebote selektiv anpassen.