Bioproben und Patientendaten effektiv nutzen

Bioproben und Patientendaten aus der Routineversorgung sollen nun gemeinsam für die Forschung nutzbar gemacht werden. (Foto: Kanawat Thongrod/123rf.com)

Bioproben und Patientendaten aus der Routineversorgung gemeinsam für die Forschung nutzbar zu machen, ist das Ziel eines Projektes im Medizininformatik-Initiative (MII). 24 Universitätsmedizin-Standorte beteiligen sich daran.

Mitwirkende an dem Projekt „Aligning Biobank and DIC efficiently“ (ABIDE_MI) sind außerdem die Koordinationsstelle der MII und die German Biobank Node (GBN). Für das Vorhaben sollen Biobanken und Datenintegrationszentren, die beiden zentralen Forschungsinfrastrukturen an den universitätsmedizinischen Standorten in Deutschland, auf technischer und regulatorischer Ebene verbunden werden. Das Projekt wird wird bis Oktober 2022 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund fünf Millionen Euro gefördert.

Datenbestände zusammenführen

In der Medizininformatik-Initiative wurden seit 2018 bundesweit an 29 Universitätskliniken Datenintegrationszentren (DIZ) aufgebaut. Die neuen Einrichtungen sind eng an die bestehende Krankenhaus-IT-Infrastruktur angebunden. Sie haben die Aufgabe, Patientendaten aus der Routineversorgung und der Forschung klinikübergreifend und datenschutzgerecht für Forschungszwecke aufzubereiten und bereitzustellen. Damit will die MII eine Datenbasis für umfassende medizinische Forschungsfragen schaffen. So sollen Krankheiten und deren Therapien besser erforscht und Patientinnen und Patienten gezielter behandelt werden können. 

Gleichzeitig lagern in zentralen klinischen Biobanken an den Universitätskliniken Deutschlands zahlreiche Bioproben. Diese Gewebeproben oder Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel wurden zur Diagnosestellung oder Therapie eines Patienten entnommen. Daraus können wertvolle Informationen für die medizinische Forschung gewonnen werden. Die Analyse dieser Bioproben hilft dabei, die Ursachen einer Erkrankung früher zu erkennen oder Erkrankungen gezielter zu therapieren.

Enge Zusammenarbeit geplant

„Um die Voraussetzungen für die gemeinsame Nutzung verschiedener Datenbestände zu schaffen und langfristig Doppelstrukturen zu vermeiden, streben wir zukünftig eine enge Zusammenarbeit zwischen den DIZ der MII und den Biobanken in Deutschland an“, sagt Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch, Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, Projektleiter von ABIDE_MI. Ziel sei es, dass Informationen und Daten der Bioproben mit weiteren Daten aus der Patientenversorgung verknüpft werden könnten, um die Forschung zu unterstützen. Das Projekt ABIDE_MI befasse sich daher mit der Anbindung der Biobank eines Universitätsklinikums an das jeweilige DIZ. 

Durch die Kooperation der beiden Infrastrukturen soll in den Universitätskliniken eine nachhaltige Dateninfrastruktur geschaffen werden und zwischen den DIZ- und den Biobank-Aktivitäten Synergien zu erzeugen. „Parallelstrukturen können damit vermieden und Ressourcen sowie Finanzmittel im Sinne einer nachhaltigen Daten- und Probennutzung gespart werden“, so Prokosch.

Zentrales Abfrage- und Analyseportal in Deutschland

Das Projekt ABIDE_MI will auch das Verfahren zur Beantragung von Forschungsprojekten erleichtern. So sollen Forschende zukünftig nur noch einen Antrag für Bioproben und Daten stellen müssen. Dafür richtet die Koordinationsstelle der MII derzeit ein zentrales Online-Portal ein. Dieses sogenannte Deutsche Forschungsdatenportal für Gesundheit soll 2022 an den Start gehen. Forschende können dort Anträge für Projekte einreichen und Daten und Bioproben für medizinische Forschungszwecke über eine zentrale Stelle beantragen. Außerdem können sie über das Portal Machbarkeitsuntersuchungen durchführen, um herauszufinden, welche Daten an den universitätsmedizinischen Standorten der MII für die Forschung zur Verfügung stehen.