Berliner ICC könnte Smart Building werden

Die Betriebskosten für das Berliner Kongresszentrum ICC sind enorm. Ein Planungsbüro will den riesigen Komplex aus den 1970er Jahren deshalb in ein smartes Gebäude mit transparenter Hülle verwandeln, die ihn klimaneutral macht.

Das Internationale Congress Centrum Berlin (ICC Berlin) war zu seiner Eröffnung eines der größten Kongresshäuser der Welt. Das 313 Meter lange, 89 Meter breite und fast 40 Meter hohe Gebäude wurde nach vier Jahren Bauzeit im Frühjahr 1979 eröffnet. Inzwischen ist der einst als futuristisch gefeierte Bau in die Jahre gekommen. Probleme bereiten die hohen Betriebskosten, die insbesondere durch die Klimatechnik entstehen. Die zentrale Klimaanlage wurde in den 70er Jahren als Meilenstein deutscher Ingenieurkunst gefeiert, gilt heute jedoch als überholt und zu kostspielig.

Löst man das Problem der hohen Kosten der Klimatechnik nicht, kann es keine wirtschaftlich sinnvolle Zukunft für das ICC geben. Es müsste dann dauerhaft subventioniert werden, warnt das Konsortium XMediaArt, das gemeinsam mit dem Berliner Planungsbüro NeunerBoeving einen spektakulären Entwurf für eine künftig klimaneutrale Nutzung des Gebäudekomplexes vorgestellt hat.

Sanierung löst Problem der hohen Betriebskosten nicht

„Wir wollen das spannende Gebäude innen wie außen erhalten und wieder zu einem belebten Ort in Berlin machen“, sagt Roland Böving. Aber indem man es nur saniert, löst man das zentrale Problem der hohen Betriebskosten nicht. Diese entstehen dadurch, dass der ganze Komplex durch eine zentrale Klimaanlage mit Luft versorgt wird. Die einst als wegweisend gefeierte Technik sorgt heute dafür, dass sich das Gebäude nicht mehr rentabel betreiben lässt.

Als Lösung schlägt das Konsortium eine transparente Hülle vor, die das Gebäude wie ein riesiges Gewächshaus einschließt. Wie ein Kokon schützt es das ursprüngliche Gebäude und dient als Wärmespeicher. Eine neue, üppige Pflanzenwelt auf dem Dach des ICC würde als natürlicher Luftfilter dienen. Luft strömt über die vormals nicht zu öffnenden Fenster ins Gebäude und sorgt für ein angenehmes Klima. Innenliegende Räume könnten durch dezentrale Klimatechnik mit frischer Luft versorgt werden.

Pflanzen auf das ICC-Dach

Eine solche Klimahülle könnte das Gebäude mit Wärme, Luft und auch Strom versorgen, der aus in der Konstruktion integrierten Solarzellen gewonnen wird. Durch die neue Hülle würde aber auch neuer öffentlicher Raum erschlossen. Der bepflanzte Bereich auf und vor dem ICC ist so groß, dass dieser als neuer Park genutzt werden könnte. Über Gastronomie- und Eventebenen auf dem Dach des Gebäudes wäre eine zusätzliche Nutzung möglich, die unabhängig vom Messe- und Kongressbetrieb funktioniert.

Durch die Senkung der Betriebskosten und der vielen neuen zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten, würde das Gebäude nach Einschätzungs des Konsortiums nicht nur rentabel. Es könnte sich sogar zu einem weiteren touristischen Hotspot in Berlin entwickeln. Eine ähnlich große Biosphäre wurde bereits vor 18 Jahren in England realisiert. Das Eden-Projekt in Cornwall zieht jedes Jahr zwei Millionen Besucher aus aller Welt an.