Bakterieller Kommunikation auf der Spur

Laboruntersuchung
Im Labor wird das Zusammenspiel von Immunzellen des Körpers und wichtigen bakteriellen Krankheitserregern untersucht. (Foto: Christina Mühlenkamp/Philipps-Universität Marburg)

Bakterielle Infektionskrankheiten gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Doch wie kommunizieren Bakterien mit menschlichen Entzündungszellen? Deutsche Forscher versuchen hier Signale zu entschlüsseln.

Seit rund 100 Jahren stehen Antibiotika als äußerst erfolgreiche Medikamente zur Bekämpfung bakterieller Infektionen zur Verfügung. Aber durch Antibiotika-Resistenzen werden die wichtigsten Medikamente gegen Infektionskrankheiten zunehmend wirkungslos.

Wissenschaftler der Philipps-Universität Marburg, der Justus-Liebig-Universität Gießen und des Max-Planck-Instituts für Terrestrische Mikrobiologie in Marburg wollen mit neuesten Methoden und Techniken die bakterielle Kommunikation als zentrale Grundlage der Infektionsprozesse untersuchen. Neue Behandlungsansätze sollen durch Veränderung dieser Kommunikation die menschliche Immunabwehr stärken sowie den bakteriellen Angriff schwächen. Denn offenbar werden die Entstehung und der Verlauf von Infektionskrankheiten, aber auch der Schutz davor, viel stärker als bisher angenommen, von den Interaktionen der Bakterien untereinander und mit dem Menschen beeinflusst.

Gestörte Signale

Gemeinsam erforschen Wissenschaftler aus der klinischen Infektiologie, grundlagenorientierter Mikrobiologie und Bioinformatik den Austausch löslicher Signale an den Grenzflächen klinisch wichtiger Bakterien und menschlicher Entzündungszellen. Ist die Produktion oder Interpretation dieser löslichen Signale gestört, kann dies zu Krankheiten führen oder Krankheiten verschlimmern.

Die bakterielle Kommunikation steht im Zentrum des neuen LOEWE-Schwerpunkts „Diffusible Signals“ (Impact of diffusible signals at human cell-microbe interfaces). Die hessische Landesregierung fördert „Diffusible Signals“ im Rahmen der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) mit insgesamt etwa 4,8 Millionen Euro.

„Infektionskrankheiten gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Durch die LOEWE-Förderung können wir als interdisziplinäres Team den Austausch zwischen Bakterien und Immunzellen erforschen und daraus neue Therapieansätze entwickeln“, sagt der Sprecher des neuen Schwerpunkts, Professor Dr. Bernd Schmeck von der Philipps-Universität Marburg.