Wie digitale Medien Krankenhäuser wirksam im Kampf gegen den Fachkräftemangel unterstützen können, beschreibt mednic-Gastautorin Juliane Mentz von Agaplesion in ihrem Fachbeitrag. Am Beispiel des Fachkrankenhauses Bethanien Hochweitzschen zeigt sie, wie ein abgestimmter Mix aus emotionalem Storytelling, digitalen Maßnahmen und einem vereinfachten Bewerbungsverfahren zum Erfolgsfaktor beim Recruiting werden kann.
Gastbeitrag von Juliane Mentz
Der Pflegekräftemangel ist für Kliniken schon lange eine Herausforderung, das zeigt sich besonders im Corona-Jahr. Auch das Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen, das zum Gesundheitskonzern Agaplesion gehört, kennt dieses Problem. Die Fachklinik für Psychiatrie hat insgesamt 121 Betten und 47 teilstationären Plätzen in zwei Tageskliniken zu versorgen. 125 Beschäftigte sind dafür im Einsatz. Hier hat man bereits Anfang 2020 neue Wege eingeschlagen und setzt seitdem beim Recruiting auf einen abgestimmten Mix aus emotionalem Storytelling, digitalen Maßnahmen und einem vereinfachten Bewerbungsverfahren.
Stories aus dem Klinikalltag
„Verrückt, wer hier nicht arbeiten will“: Mit diesem Claim spricht die psychiatrische Klinik, potenzielle Bewerber an. In authentischen Videos schildern Mitarbeiter persönliche Erlebnisse aus ihrem Klinikalltag. Die Botschaften reichen von „Es ist schön, wie sich scheinbar aussichtslose Situationen zum Guten wenden können“ über „Patienten fassen nach und nach Vertrauen und finden so zurück ins Leben“ bis hin zu „Ich hatte einen Patienten, der hat sich meinen Namen auf den Unterarm tätowieren lassen“.
Auch belastende Seiten des Berufs werden dabei nicht ausgelassen. So wird auch gezeigt, wie offen Klinikführung und Mitarbeiter miteinander umgehen. Potenzielle Bewerber werden auf diese Weise emotional angesprochen und können sich zudem ein Bild von ihrem künftigen Arbeitsplatz machen. Dazu kommt eine durchdachte Landingpage: Wer sich von einem der Videos angesprochen fühlt und auf die Bewerber-Informationsseite der Klinik leiten lässt, findet hier nicht nur ausführliche Beschreibungen von Aufgaben und Benefits, sondern kann auch über ein Smart-Apply-Formular direkt Kontakt aufnehmen – mit oder ohne Bewerbungsunterlagen.
Digitale Maßnahmen für die Personalsuche
Wie lässt sich die angepeilte Zielgruppe zwischen 20 und 40 Jahren am besten erreichen? Mit sachlichen Stellenbeschreibungen in klassischen Print-Anzeigen kann sich ein Arbeitgeber kaum von anderen abheben. Zumal es fraglich ist, ob Wechselwillige und latent Suchende sich darüber angesprochen fühlen. Anzeigen in Job-Portalen sowie digitale Maßnahmen in Social-Media-Kanälen und Suchmaschinen sind dagegen zeitgemäße Möglichkeiten, um sich als attraktives Unternehmen zu positionieren. In IT-Berufen gehört digitales Recruiting seit Jahren zum Alltag der Personalabteilungen, in Kliniken eröffnen sich damit neue Möglichkeiten. So hat das Fachkrankenhaus Bethanien-Hochweitzschen beispielsweise Anzeigen auf Facebook, Instagram und Google geschaltet, ergänzt von Stellenanzeigen in Job-Portalen. Außerdem wurden Social-Media-Kanäle wie Facebook und LinkedIn redaktionell bespielt.
Unkompliziertes Bewerbungsverfahren
Ein weiterer Schritt ist die Vereinfachung des Bewerbungsprozess. Damit konnte im Fachkrankenhaus die Hemmschwelle für potentielle Kandidaten deutlich gesenkt werden. Dafür wurde ein Kurzbewerberformular (Smart-Apply-Formular) auf die Informationsseite gestellt. Interessenten können darüber ihre Daten hinterlassen und sofort in direkten Kontakt zur Personalabteilung treten – das ist praktisch im mobilen Alltag, denn die Kontaktaufnahme geht auch von unterwegs, beispielsweise im Café. Lebenslauf und Zeugnisse können optional gleich mit angehängt werden.
Dieses Verfahren bringt jedoch Mehrarbeit für Personaler mit sich, da sie deutlich mehr Kandidaten zur Auswahl haben. Schließlich werden nicht nur aktive Wechselwillige, sondern auch latent Suchende motiviert sich zu bewerben. Die Personalabteilung muss daher mehr Daten von Interessenten bearbeiten als beim klassischen Bewerberverfahren. Das Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen hat diese Herausforderung durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen Personalmanagement, -entwicklung und Unternehmenskommunikation gelöst. Klassisches Silodenken wurde hier aufgebrochen, um agil und in flachen Hierarchien zusammenzuarbeiten.
Bedingt durch die Corona-Situation erfolgte in den vergangenen Monaten auch das erste Kennenlernen vor allem virtuell in Form von Interviews und Videocalls. Sie sollen baldmöglichst wieder durch Bewerbertage und Castings ergänzt werden, um hier noch mehr Recruiting-Möglichkeiten zu schaffen.
Das Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen zieht bereits jetzt eine positive Bilanz: Die Kombination aus authentischer Ansprache und digitalen Maßnahmen hat zu ersten Recruiting-Erfolgen geführt. Das Modell soll in Zukunft auch in anderen Kliniken eingesetzt werden.