Apps sollen Verkehrsunfälle vermeiden

Viele derzeit erhältliche Verkehrssicherheits-Apps beugen nur bedingt Unfällen im Straßenverkehr vor, fanden Forscher der Queensland University of Technology heraus. Künftig soll insbesondere durch Sprachsteuerung ein anderer Ansatz verfolgt werden.

Die Versuchung, das Smartphone während des Autofahrens in die Hand zu nehmen, ist trotz des hohen Unfallrisikos für viele Menschen groß. Eine aktuelle Studie der Queensland University of Technology  (QUT) im australischen Brisbane hat 29 Apps untersucht, die darauf abzielen, die Person hinter dem Steuer vom Texten und Telefonieren während des Autofahrens abzuhalten.

Warnung für die Eltern junger Fahrer

Viele dieser Apps verstecken eingehende Textnachrichten und Anrufe – sie schalten die jeweiligen Benachrichtigungen stumm, sodass der Fahrer nicht bemerkt, dass jemand versucht, ihn oder sie zu erreichen, während die App automatisch eine Abwesenheits-Nachricht versendet. Einige Apps schalten sich automatisch an, sobald das Fahrzeug eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht. Einige Apps alarmieren sogar die Eltern junger Fahrer, wenn diese die Sicherheitsapp ausschalten, um Nachrichten während des Fahrens empfangen zu können.

„Viele dieser Apps arbeiten mit der Annahme, dass Autofahrer der Versuchung nicht widerstehen können, während der Fahrt ans Telefon zu gehen, wenn es klingelt, oder eine Textnachricht zu lesen, obwohl das in vielen Ländern illegal ist”, sagt Studienleiter Dr. Oscar Oviedo-Trespalacios.

Abschalten ist unbeliebt

Allerdings sind solche Apps für zahlreiche Fahrer, für die das Mobiltelefon unverzichtbar ist, eher unattraktiv. Freiwillig nutzen sie eine solche App meistens nicht. Also bessere Technik entwickeln, statt einfach verbieten? „Wir glauben, ein besserer Ansatz wäre es, Anwendungen zu vereinfachen, damit sie kompatibel zum Autofahren werden. Das könnte zum Beispiel durch sprachgesteuerte Nutzung geschehen, da die Fahrer so weiterhin den Blick auf die Straße richten können,“ erklärt Oviedo-Trespalacios.

„Die existierenden Apps helfen nur den Fahrern, die auch bereit sind, sie zu nutzen. Aber wir brauchen mehr Forschung zu ihrem Potenzial, damit sie eines Tages in die Sicherheitssysteme von Autos eingebaut werden können, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Es ist denkbar, dass Handyhersteller in Zukunft eine App auf ihren Telefonen installieren müssen, die mit dem Auto ‚spricht’ und dann automatisch einige Telefon-Funktionen blockiert, während das Auto in Bewegung ist“, ergänzt der Forscher.

Vorbild Pokemon Go

Das Spiel Pokemon Go sei ein Beispiel dafür, dass Handyhersteller und Appentwickler zusammenarbeiten, um gegen die Ablenkung zu kämpfen. Die Entwickler von Pokemon Go bemerkten, dass die Gamer das Spiel während des Autofahrens nutzen, also haben sie ein Update eingeführt, das dem entgegenwirkt. „Das ist eine Sache der sozialen Verantwortung, und wir als Nutzer können Druck ausüben“, betont Oviedo-Trespalacios.

QUT-Forscher Oviedo-Trespalacios fand bereits letztes Jahr im Rahmen einer Studie heraus, dass die Hälfte der befragten australischen Fahrer täglich am Steuer telefonieren oder Textnachrichten versenden – und damit gegen das Gesetz verstoßen.