Mehr Tempo für digitale Gesundheit

Rund 200 Krankenhaus-IT-Experten trafen sich beim Telekom Healthcare Event in Bonn, um einen Blick auf die aktuellen Trends und Entwicklungen der E-Health-Branche zu werfen. Sie waren sich einig: Der Markt kommt in Bewegung.

Im Rahmen der Veranstaltung „Gemeinsam #360digital“ informierten sich die Teilnehmer über Neuerungen, tauschten sich zur Lage am Gesundheitsmarkt aus und entwickelten in Workshops bestehende Lösungen gemeinsam weiter.

Jens Spahn schafft Tatsachen

„Unser Gesundheitssystem braucht die Digitalisierung. Endlich schafft Gesundheitsminister Jens Spahn Tatsachen und macht Tempo. Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz ist der gordische Knoten durchschlagen“, so Mark Düsener, Geschäftsführer der Telekom Healthcare Solutions, in seiner Begrüßungsrede. Außerdem lobte Düsener das deutsche Gesundheitssystem als eines der besten weltweit. In puncto Digitalisierung sei es allerdings auf den hintersten Plätzen zu finden. Der Grund? Krankenhäusern stünden beispielsweise nur rund 1,5 Prozent des Budgets für Digitalisierungsprojekte zur Verfügung. Michael Waldbrenner, Geschäftsführer Produkte und Finanzen Deutsche Telekom Clinical Solutions GmbH, sprach von der neuen KRITIS-Verordnung des BSI. Der Gesetzgeber müsse hier dringend präzisieren.

Digitale Dokumentation in der Praxis 

Im Anschluss erstattete Fabian Berger, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing Deutsche Telekom Clinical Solutions GmbH, Bericht von einem Großprojekt in Südafrika. Dort digitalisiert die Telekom eine Krankenhauskette mit 52 Standorten. Diese Standorte werden die ersten digitalen, vernetzten Einrichtungen des Landes. Insgesamt 65 Digitalisierungsprojekte hatte das Unternehmen hier im Jahr 2019 realisiert: So arbeiten Ärzte und Pflegepersonal jetzt mit der Telekom-Lösung iMedOne. Statt Klemmbrett und Stift haben die Krankenhausmitarbeiter jetzt stets ein iPad dabei. Und auch die Apotheke der Einrichtungen ist an das Krankenhausinformationssystem (KIS) iMedOne angeschlossen. „1967 gab es in Südafrika die erste Herztransplantation. Doch bis 2017 hat sich beispielsweise an der medizinischen Dokumentation nichts geändert. Jetzt ist dieser Prozess digitalisiert“, so Berger.

Langer Atem

 „Eine Künstliche Intelligenz kann Ärzte und Pfleger maßgeblich unterstützen, um für den einzelnen Patienten die individuell beste Therapie zu finden“ – Dr. Martin Sedlmayr, Professor für medizinische Informatik an der TU Dresden in seinem Vortrag. (Foto: Deutsche Telekom)

Im Krankenhaus-Bereich dauert es im Schnitt 17 Jahre, bis eine Innovation es in die Praxis schafft. Darauf wie Dr. Martin Sedlmayr, Professor für medizinische Informatik an der TU Dresden, in seiner Keynote hin. „Dabei wird digitale Unterstützung hier dringend benötigt”, betonte Sedlmayr. „Eine Künstliche Intelligenz kann Ärzte und Pfleger maßgeblich unterstützen, um für den einzelnen Patienten die individuell beste Therapie zu finden.” Aktuell drängen branchenfremde Unternehmen wie Apple oder Google auf den Markt. Und neue Optionen beispielsweise durch Social Media entstehen. So hat das Robert Koch Institut festgestellt, dass die Sozialen Medien das Ausbrechen einer Infektionskrankheit bereits deutlich früher erkennbar machen als die Meldeblätter der Ärzte. Zudem sei die Bevölkerung grundsätzlich bereit, der Forschung ihre Gesundheitsdaten zur Verfügung zu stellen. Unikliniken in ganz Deutschland könnten hier als Datenzentren dienen.

Mit begleitender Telemedizin chronisch kranke Menschen besser versorgen – dies war der Fokus des Beitrags von Dr. Olaf Müller, Managing Director des Carus Consilium Sachsen. Studien zeigen, dass beispielsweise Herzkranke dank Telemedizin nachweislich kürzer im Krankenhaus bleiben müssen und besser versorgt seien, sowohl in ländlichen Regionen als auch in der Stadt. Bisher seien hier jedoch nur vereinzelte Projekte realisiert.

Wertvoller Austausch

Darüber hinaus hörten die Teilnehmer eine Keynote zu gesetzlichen Neuerungen und Abkündigungen zum Jahreswechsel. Außerdem informierte die Telekom Healthcare Solutions ihre Gäste über die Neuerungen zum Krankenhausinformationssystem iMedOne. Dr. Marcus Hahn, aus dem Bereich Analytics und Development der Knappschaft Kliniken Bochum resümierte: „Dieses Event ist für die Einrichtungen und Experten eine wertvolle Möglichkeit, sich auszutauschen. Ich bin sicher: Von der Digitalisierung des Gesundheitswesens werden alle profitieren, die Patienten ebenso wie die Ärzte, die Krankenkassen und die beteiligten Unternehmen.“