Die Verkehrssicherheit für Patienten mit Diabetes mellitus verbessern will ein Forschungsprojekt in der Schweiz. Bei der Entwicklung des Hypoglykämie-Warnsystems werden neueste Technik aus der Automobilindustrie mit künstlicher Intelligenz kombiniert.
Das übergeordnete Ziel des Projektes „Headwind“ (Design and Evaluation of a Vehicle Hypoglycemia Warning System in Diabetes) besteht in einem neuartigen Ansatz zur Verbesserung der Verkehrssicherheit für Patienten mit einem Diabetes mellitus. Unterzuckerungen (Hypoglykämien) äußern sich durch verminderte Konzentration, eine Verlangsamung von Auffassung und Denkprozessen sowie Einschränkungen zahlreicher psychomotorischer Funktionen. Dies ist insbesondere im Straßenverkehr kritisch, wo schnelle Entscheidungsabfolgen unter Integration zahlreicher Faktoren unabdingbar sind.
Um das aufgrund der Hypoglykämie-Gefahr erhöhte Unfallrisiko von Personen mit Diabetes mellitus zu reduzieren, wird das Forschungsteam einen neuen Weg beschreiten und dabei die breiten Möglichkeiten der Automobilindustrie mit Ansätzen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz paaren. Ziel ist, Hypoglykämien direkt aus den vom Fahrzeug während der Autofahrt in Echtzeit gewonnenen Daten zu erkennen.
Künstliche Intelligenz erkennt Hypoglykämie
Bereits heute werden während der Autofahrt hunderte von Fahrparametern erfasst. Diese Daten sollen nun genutzt und mittels maschinellem Lernen laufend analysiert werden, um Veränderungen des Fahrverhaltens zu erkennen, welche auf eine Hypoglykämie hindeuten.
Der erste Projektschritt sind Untersuchungen am Fahrsimulator, wobei Patienten unter ärztlicher Überwachung in eine Hypoglykämie versetzt werden. In einem nächsten Schritt werden diese Untersuchungen auf abgesperrten Teststrecken in echte Autos auf die Straße verlagert. Eine große Herausforderung dieses Projektes besteht nebst der Datenextraktion- und Echtzeitverarbeitung insbesondere in der kontrollierten Herbeiführung einer Hypoglykämie im fahrenden Auto, einem Unterfangen, welches von logistischer und medizinischer Seite her aufwändig ist und eine „Weltpremiere“ darstellt.
Drei Forschungseinrichtungen kooperieren
Für das Forschungsprojekt kooperiert ein Team der Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Klinische Ernährung und Metabolismus (UDEM) am Inselspital in Bern mit Forschern der ETH Zürich und der Universität St. Gallen. Sie erhalten ab 2019 eine Forschungsunterstützung über rund 1,5 Millionen Euro vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF).