Die Gesellschaft für Virologie fordert rasche Investitionen in die Entwicklung zuverlässiger Antikörperdiagnostik. Die derzeitige Knappheit von Testsystemen für die Coronavirus-Diagnostik und eine fehlende, verlässliche SARS-Coronavirus-2-spezifische Antikörperdiagnostik seien sehr problematisch.
Aus Sicht der Gesellschaft für Virologie gibt es keine Gründe, den politischen Entscheidungsträgern in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine zu zögerliche Problemwahrnehmung und Entscheidungsfindung vorzuwerfen. Die Gesellschaft unterstreicht, dass die derzeit von der Politik verordneten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit unverzichtbar sind, um die Epidemie einzugrenzen.
Allein durch die Reduktion persönlicher Kontakte, vor allem durch eine Isolierung in den eigenen Wohnungen, werde es möglich sein, die weitere Ausbreitung der Viren einzugrenzen. Die Maßnahmen in der richtigen Reihenfolge zurückzufahren, nachdem die Inzidenz der Virusneuinfektionen nachhaltig reduziert werden konnte, werde eine große Herausforderung der nahen Zukunft sein.
Die derzeit von Hunderten von Laboratorien an Universitäten und staatlichen Forschungseinrichtungen sowie pharmazeutischen Unternehmen mit höchster Dynamik gestartete Suche nach neuen Medikamenten und Impfstoffen werde in internationaler Zusammenarbeit betrieben. Diese Forschung bedarf der Unterstützung mit öffentlichen Mitteln. Die Gesellschaft für Virologie betont dennoch: In Deutschland, der Schweiz und in Österreich seien hier effiziente Strukturen auf höchstem Niveau vorhanden.
Testsystem-Mangel erschwert Zurückfahren aktueller Maßnahmen
Ein erhebliches Defizit bestehe aktuell bei der Virusdiagnostik. Die derzeitige Knappheit von Testsystemen für die Coronavirus-Diagnostik und das bisherige Fehlen einer verlässlichen SARS-Coronavirus-2-spezifischen Antikörperdiagnostik sei sehr problematisch, weil essentiell wichtige epidemiologische Analysen und mathematische Modellierungen nicht durchgeführt werden können. „Deshalb ist es bisher leider noch nicht möglich, die Entscheidungsfindung zu einer schrittweisen Aufhebung der derzeitigen Maßnahmen mithilfe epidemiologischer Daten zu unterstützen“, betont die Gesellschaft.
Es sei dringend erforderlich, die tatsächliche Durchseuchung der Bevölkerung auf der Basis verlässlicher Antikörper-Tests zu ermitteln. Anders als PCR-Tests, mit denen akute Infektionen nachgewiesen werden, können Antikörper-Tests Menschen identifizieren, die eine Infektion bereits überstanden haben. Deshalb weist die Gesellschaft für Virologie mit Nachdruck darauf hin, dass hier ein vordringlicher Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht, damit die SARS-Coronavirus-2-Diagnostik gezielt ausgeweitet werden kann.
Die Gesellschaft für Virologie plädiert dafür, seitens der öffentlichen Hand alle diesbezüglichen Initiativen zu unterstützen und notwendigen Ressourcen beizusteuern, damit die Coronavirus-Diagnostik rasch auf eine noch viel breitere Basis gestellt werden kann.