Telemedizinische Schlaganfallversorgung übernimmt Vorreiterrolle

Nahezu jeder zehnte Schlaganfallpatient in Deutschland wird telemedizinisch behandelt. (Foto: © gjerome69/123rf.com)

Bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten ist die Telemedizin von großer Relevanz. Nahezu jeder zehnte Schlaganfallpatient in Deutschland wird telemedizinisch behandelt. 

Telemedizinische Versorgung ist hierzulande auf dem Vormarsch. Mittlerweile gibt es in Deutschland in diesem Bereich mittlerweile über 20 telemedizinische Netzwerke, in ihnen sind insgesamt über 200 neurologische Kliniken miteinander verbunden. „Die telemedizinische Schlaganfallbehandlung in Deutschland ist mit über 35.000 Telekonsilen pro Jahr von großer Bedeutung – nahezu jeder zehnte Schlaganfallpatient wird telemedizinisch mitbehandelt,“ so Privatdozent Dr. med. Christoph Gumbinger, Sprecher der DSG-Kommission telemedizinische Schlaganfallversorgung. Damit sei die Teleneurologie in Deutschland in einer Vorreiterrolle. 

Bei einer telemedizinischen Behandlung – einem sogenannten Telekonsil – berät ein Experte aus einer überregionalen Stroke Unit den behandelnden Arzt vor Ort bei der Entscheidungsfindung über die Akuttherapie. „Der Experte untersucht dabei den Patienten mit Hilfe einer fernsteuerbaren hochauflösenden Kamera“, so Gumbinger. „Gemeinsam finden der behandelnde Arzt vor Ort und der Experte in der Stroke Unit so die beste Therapie für den Patienten – und können diese umgehend beginnen.“ 

Expertenwissen jederzeit verfügbar

So lasse sich beispielsweise die akute Behandlung eines Schlaganfalls durch eine Thrombolyse – bei der ein Blutgerinnsel im Gehirn mit Hilfe von Medikamenten aufgelöst wird – umgehend und ohne einen möglichen Zeitverlust durch Transportwege durchführen. Das hat einen großen Vorteil für die Behandlung von Schlaganfallpatienten. Je schneller die Therapie beginnt, desto geringer sind im Regelfall die zurückbleibenden Behinderungen. „Durch die Teleneurologie steht das für die Therapieentscheidung notwendige Expertenwissen in den angeschlossenen Kliniken jederzeit zur Verfügung,“ erläutert Gumbinger, Leiter der Stroke Unit an der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg. Er betont, dass die telemedizinische Vernetzung sei jedoch kein Ersatz für den Neurologen vor Ort ist, der die weitere Therapie des Schlaganfallpatienten verantwortet. Sie sei vielmehr als Ergänzung zu der ärztlichen Betreuung vor Ort zu sehen.

Einheitliche Finanzierung fehlt

Die Telemedizin in der Neurologie leistet ohne Zweifel einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungsqualität von Schlaganfallpatienten leistet. Trotzdem ist ihre Finanzierung nicht einheitlich. „Es besteht deutschlandweit ein Flickenteppich, was die Finanzierung dieser wichtigen Behandlungsform angeht. Das führt teilweise zu einer kritischen Unterversorgung der Netzwerke“, warnt der Experte der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG). Er ergänzt: „Im Sinne der Patienten streben wir hier eine nachhaltige Finanzierung an.“ Hier sei nicht zuletzt auch die Politik gefragt.