Telemedizin kommt ins Gefängnis

Blick auf Gefängniszellen
Gefängniszellen: Medizinische Versorgung von schwer zugänglichen und teilweise unterversorgten Patientengruppen wird ausgewertet (Foto: Jean Vaillancourt/123rf.com)

In Baden-Württemberg wird jetzt erstmals Telemedizin in fünf Justizvollzugsanstalten (JVA) getestet. Geprüft werden Verbesserungsbedarf, Möglichkeiten und Grenzen der telemedizinischen Versorgung in diesem Bereich.

Telemedizinische Fernbehandlungen werden international bereits in vielen medizinischen Bereichen eingesetzt und bieten neben Kosteneinsparungen, erhöhter Verfügbarkeit und Mobilität das Potenzial, die medizinische Versorgung von schwer zugänglichen und teilweise unterversorgten Patientengruppen zu verbessern – hierzu zählen auch Strafgefangene in Justizvollzugsanstalten (JVA). 

Nachdem die Landesärztekammer Baden-Württemberg im Jahr 2016 als erster Akteur auf dem deutschen Gesundheitsmarkt eine Aufhebung des Fernbehandlungsverbotes für eine individuelle Beratung im Rahmen von Modellprojekten veranlasst hat, wird mit dem Pilotprojekt „Video-remote doctors“ erstmals in fünf Gefängnissen in Baden-Württemberg eine telemedizinische Behandlung vermittelt durch den Anbieter A+ Videoclinic angeboten.

Auswirkungen auf interprofessionelle Zusammenarbeit

Um die Zufriedenheit der beteiligten Akteure (behandelte Strafgefangene, Videoärzte und -ärztinnen, Pflegekräfte, Justizvollzugsbedienstete) mit der telemedizinischen Versorgung zu erfassen, sowie Verbesserungsbedarf, Möglichkeiten und Grenzen der telemedizinischen Versorgung aufzudecken, führt das Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung des Universitätsklinikums Tübingen die Evaluation des Modellprojekts durch.

Auswirkungen sowohl auf die medizinische Behandlung als auch auf die interprofessionelle Zusammenarbeit sollen in diesem Rahmen ebenfalls erfasst werden. Die gemischt-methodisch ausgerichtete Evaluation nutzt quantitative und qualitative Primär- sowie Sekundärdaten, die mithilfe von Fragebögen, Interviews und der im Rahmen der telemedizinischen Fernbehandlung verwendeten Patientensoftware gesammelt werden.