Die Nature Publishing Group hat jetzt eine Studie veröffentlicht, in der bei Patienten mit Rückenmarksverletzungen positive Auswirkungen des Langzeittrainings mit Brain-Machine-Interfaces (BMI) nachgewiesen wurden. Die Studie mit dem Titel „Long-Term Training with a Brain-Machine Interface-Based Gait Protocol Induces Partial Neurobiological Recovery in Paraplegic Patients“ wurde von einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern, unter der Leitung von Miguel Nicolelis, Neurobiologe an der Duke University in den USA, durchgeführt.
Acht Patienten mit chronischer Paraplegie, die bereits über einen Zeitraum von drei bis 13 Jahren komplett gelähmt waren, nahmen an einem 12-monatigen Trainingsprogramm teil: dem sogenannten „Walk Again Neurohabilitation (WA-NR)“-Programm. Zuerst erlernten die Teilnehmer, einen 3D-Avatar auf dem Bildschirm mit ihrer Hirnaktivität zu kontrollieren, indem sie sich vorstellten, ihre Arme und Beine zu bewegen. In späteren Phasen haben sie gelernt, wie man einen robotischen Gangtrainer auf dieselbe Weise kontrolliert. Die letzte Phase bestand aus einem Gangtraining mit einem über das Gehirn gesteuerten, robotischen Exoskelett. Zusätzlich haben die Patienten während der Studienlaufzeit viele Stunden mit einem robotischen Gangtrainer geübt.
Studie bestätigt Klinik-Feedback
„Nachdem sich die American Heart/Stroke Association (AHA/ASA) dieses Jahr bereits offiziell für die robotische Therapie und ihre positive Wirkung auf Schlaganfallpatienten ausgesprochen hat, werden mit dieser Studie die Befunde und das Feedback bestätigt, die wir tagtäglich von unseren klinischen Partnern erhalten. Je besser der Mix aus intensiven Therapien mit modernen Technologien, desto besser auch die Resultate für den Patienten. Jede dieser Technologien basiert auf den Prinzipien der Physiologie und des motorischen Lernens“, freut sich Dr. Gery Colombo, CEO von Hocoma, einem Schweizer Spezialisten für robotische und sensorenbasierte Bewegungstherapie.
Signifikant erhöhte Gangunabhängigkeit
Aus Sicht des Herstellers liefern die Studienergebnisse einen starken, wissenschaftlichen Nachweis für das Vorgehen renommierter Rehabilitationszentren: Die richtige, intensive Mischung aus robotischer und konventioneller Bewegungstherapie führt demnach zu einer signifikanten Verbesserung der Rehabilitationsfortschritte von Patienten. Bei allen Patienten dieser Studie, die zuvor unter der Schwere ihrer Krankheit keinerlei sensorische oder motorische Funktion unterhalb der Läsionshöhe aufwiesen, zeigten sich nach sieben Monaten erste Anzeichen motorischer Erholung – diese Erholung stabilisierte sich gegen Ende der Behandlung. Die Gangunabhängigkeit hatte sich signifikant erhöht, und es konnten als positive Nebenwirkung deutliche Verbesserungen der Verdauungsfunktionen sowie des Hautbildes festgestellt werden. Brain-Machine-Interfaces können demnach in Kombination mit anderen Behandlungsoptionen die derzeitigen Therapiestandards verbessern.