So trifft Covid-19 die Pflegekräfte

Die psychische Belastung der Pflegekräfte in der Covid-19-Pandemie ist hoch. (Foto: © gpointstudio/123rf.com)

Welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Beschäftigten im Gesundheitswesen hat, zeigt die erste deutschlandweite Studie der Augsburger Universitätsmedizin. Pflegekräfte leiden demnach besonders.

Im Rahmen der Studie an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg und der Ludwig-Maximilians-Universität München wurden in ganz Deutschland 3.669 Beschäftigte im Gesundheitswesen zu ihrer subjektiven Belastung und Stress angesichts der Pandemie mittels einer Online-Befragung anonym untersuch. Darunter waren Angehörige der Ärzteschaft, der Pflege und des sonstigen Krankenhauspersonals. Am höchsten waren subjektive Belastung und Stress demnach beim Personal auf Covid-19-Stationen.

Belastender Kontakt

Gleiches gilt auch für das Pflegepersonal, das sich im Vergleich mit der Ärzteschaft auch kritischer gegenüber der Informationssituation und der Eindämmungsmaßnahmen äußerte. Gründe für den erhöhten psychosozialen Stress in der Pflege könnten sein, dass Pflegerinnen und Pfleger mehr Zeit in direktem Kontakt mit Patienten und deren Angehörigen verbringen und dadurch vermehrt deren Sorgen und Ängsten ausgesetzt sind, aber auch dem Virus selbst.

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen nach eigenen Angabeen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung mit einem deutlich höheren Ansteckungsrisiko mit Covid-19 ausgesetzt waren, insbesondere bei einem Arbeitseinsatz auf Stationen mit hohem Aufkommen von Covid-19-Patienten und -Patientinnen.

„Insbesondere für Pflegende und für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in COVID-19-Risikobereichen sollte es niederschwellige Angebote zum Erkennen von beginnenden stress-assoziierten Erkrankungen und dem Erhalt der psychischen Gesundheit geben,“ sagt Studienautor Alkomiet Hasan.

Zufriedenheit trotz hoher Belastung 

Alle Befragten fühlten sich durch mentalen Stress belastet, machten sich Sorgen um die persönliche Zukunft und die Gesundheit von Familienangehörigen und hatten Angst, sich mit dem Virus anzustecken und es an Familie und Freunde zu übertragen. Trotz dieser Belastung zeigten sich die Beschäftigten im deutschen Gesundheitswesen jedoch zufrieden mit den von den Krankenhäusern und vom Staat ergriffenen Maßnahmen. Sie werteten sowohl das Maß an Unterstützung und Schutz als auch die Qualität der Versorgung von Patienten mit und ohne Covid-19-Infektion positiv. Auch die Fragen nach der Verfügbarkeit von persönlicher Schutzausrüstung wurden überwiegend positiv beantwortet. Die Befragten gaben nur selten die Antwort, sich von ihrem Arbeitgeber sehr im Stich gelassen zu fühlen und zeigten sich in der Mehrzahl willig, nach der Pandemie weiter im Gesundheitswesen arbeiten zu wollen.

An der Studie beteiligt waren der Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie unter Prof. Dr. Alkomiet Hasan und der Lehrstuhl für Medizinische Psychologie und Soziologie von Prof. Dr. Miriam Kunz. Die Ergebnisse wurden nun im Fachjournal European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience veröffentlicht.