Ein T-Shirt als medizinische Überwachungsmethode? Was wie Science-Fiction klingt, ist am Universitätsklinikum Erlangen längst Realität. Das dort entwickelte „GastroDigitalShirt“ zeichnet mehrere Tage oder Wochen lang die Darmgeräusche seines Trägers auf und liefert so wertvolle Daten für die behandelnden Ärzte.
Entwickelt wurde das Hightech-T-Shirt von Dr. med. (Univ. Pécs) Sarah Fischer, Assistenzärztin in der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Universitätsklinikums Erlangen in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Digital Health. Das smarte Textil könnte Ärzte künftig beispielsweise dabei helfen, Behandlungsmethoden bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder beim Reizdarmsyndrom zu bewerten.
Die Langzeitaufzeichnung akustischer abdomineller Signale soll dazu zukünftig Einblicke in die Zustände und Prozesse des Magen-Darm-Trakts gesunder Probanden und vor allem von Menschen mit chronischen Erkrankungen mit abdomineller Manifestation (z. B. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Reizdarmsyndrom) gewähren und die nicht-invasive Diagnostik gastrointestinaler Erkrankungen erweitern.
Individuelle Strategien
Über die Erfassung des Krankheitszustands hinaus könnte das GastroDigitalShirt in der regulären Krankenversorgung eingesetzt werden. Dort könnte das Shirt bekannte und neue Behandlungsmethoden für die einzelne Patientin und den einzelnen Patienten im Krankheitsverlauf bewerten. „Mit unserem Projekt haben wir außerdem die Grundlage geschaffen, um individuelles Alltagsverhalten hinsichtlich des Einflusses auf die Krankheitsentwicklung zu bewerten“, erläutert Dr. med. (Univ. Pécs) Fischer. So sei es möglich, gemeinsam mit der oder dem Betroffenen Strategien für das persönliche Risikomanagement zu entwickeln.
Ausgezeichnetes T-Shirt
Für ihre Entwicklung wurde Dr. med. (Univ. Pécs) Fischer nun von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e. V. (DGVS) mit dem DGVS Innovationspreis „Digitale Gastroenterologie“ ausgezeichnet. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis wurde in diesem Jahr erstmals verliehen. Mit der Auszeichnung soll künftig jeweils ein digitales Projekt gewürdigt werden, das gastroenterologisches Wissen vermittelt, den klinischen Alltag in der Gastroenterologie unterstützt, das Management gastroenterologischer Krankheiten vereinfacht oder gastroenterologischen Patienten den Umgang mit ihrer Erkrankung erleichtert.