WissenschaftlerInnen der Universitätsmedizin Greifswald wollen die Rehabilitation nach einem Schlaganfall durch künstliche Intelligenz und den Einsatz eines humanoiden Roboters verbessern.
Pro Jahr treten in Deutschland 200.000 erstmalige Schlaganfälle und 70.000 wiederholte Schlaganfälle auf, die sogenannten Rezidive. Selbst bei bester Akut-Behandlung verbleiben vielfach Funktionseinschränkungen wie Lähmungen, Seh- oder Sprachstörungen. Durch eine anschließende Rehabilitation können diese Körperfunktionen aber zumindest teilweise wiederhergestellt werden. Denn vom Schlaganfall nicht betroffene Bereiche im Gehirn können lernen, neue Funktionen zu übernehmen. Dafür ist individuell sehr spezifische Trainingsbehandlung mit ausreichender Intensität erforderlich.
An deren Verbesserung arbeiten Forschende von der Universität Rostock, der Hochschule Neubrandenburg und der Universität Greifswald seit rund drei Jahren. Projektleiter und Koordinator des EU-Verbundprojektes ist Professor Thomas Platz von der Unimedizin Greifswald. Das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt das Digitalisierungsprojekt mit zwei Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF).
Roboter beherrscht Trainingswissen
Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts sollen mittels der Digitalisierung Trainingsabläufe optimiert und intensiviert werden, um effektivere Behandlungserfolge zu erzielen. Ein humanoider Roboter soll das tägliche Training als Therapieassistent unterstützen. Dieser nutzt künstliche Intelligenz, um seine Unterstützung möglichst nah an der Vorgehensweise menschlicher TherapeutInnen zu gestalten. Der Roboter beherrscht spezifisches Trainingswissen, Behandlungserfordernisse bei den einzelnen Patienten und kennt den Behandlungsverlauf. Seine therapeutische Interaktion und auch seine Sprach-Ausgabe sind dem menschlichen Umgang nachempfunden.
Interessierte PatientInnen gesucht
Nach fast drei Jahren Forschung und Entwicklung können PatientInnen nun eine Behandlung mit dem humanoiden Roboter erhalten. Für eine Studie sucht die Unimedizin Greifswald PatientInnen, die sich in der Rehabilitation befinden. Dabei geht es um Betroffene, die unter einer leichten oder mittelschweren Armlähmung leiden oder unter einer Sehbeeinträchtigung (Neglect). Interessierte können sich unter der E-Mailadresse Stephanie.Bobe(at)med.uni-greifswald.de melden.
Intensives tägliches Training
„Wir haben im Forschungsverbund einen humanoiden Roboter als intelligenten Therapieassistenten entwickelt und möchten Schlaganfall-Betroffenen die Möglichkeit einer intensivierten Behandlung anbieten“, erläutert Projektleiter Thomas Platz: „Wir wollen Patientinnen und Patienten bei ihrer funktionellen Erholung unterstützen und dabei genauer untersuchen, wie gut der humanoide Roboter von den Patientinnen und Patienten angenommen wird und wie gut ihre Therapiefortschritte mit ihm sind“, so der Neurologe und Leiter der Arbeitsgruppe Neurorehabilitation an der Universitätsmedizin Greifswald. Im Rahmen der Studie findet über zwei Wochen jeden Tag an der Greifswalder Universitätsmedizin ein intensives individuell angepasstes Training statt.