Roboter soll Pflege von Demenzkranken unterstützen

Für die Pflege von Demenzkranken entwickelt worden ist der Pflegeroboter „Mario“. Er soll bereits im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Eine Testphase in Irland, Italien und Großbritannien verlief durchweg positiv.

Der Roboter „Mario“ ist in dem gleichnamigen Forschungsprojekt entwickelt worden. Sein ausführlicher Name ist etwas weniger einprägsam: „Managing active and healthy aging with use of caring service robots“. Wissenschaftler aus Irland, Frankreich, Großbritannien, Europa und Deutschland sind an der Entwicklung beteiligt und arbeiten eng mit Pflegefachkräften, Krankenhäusern und Robotikfirmen zusammen. Zudem wird die Arbeit der Forscher von einer Ethikkommission unter der Leitung der National University of Ireland, Galway, begleitet.

Humanoider als emotionale Hilfe?

Mit dem Roboter leisten die Forscher Pionierarbeit. Er soll als unterstützender Assistent in der Pflege zum Einsatz kommen, beispielsweise für kräftezehrende Hebetätigkeiten. Das können sich in Deutschland viele Menschen vorstellen. Dass die Maschinen möglicherweise auch menschliche Zuwendung ersetzen, geht vielen zu weit. Doch auch diese Aufgabe soll der neue Roboter erfüllen und damit die Pflegekräfte entlasten. Zum Beispiel, indem „Mario“ nicht müde wird, Fragen zu stellen, wie: „Hast Du heute schon Deine Medizin genommen?“ Oder, indem er auf den Gemütszustand des jeweiligen Patienten oder der Patientin reagiert. „Wenn der Roboter gelernt hat, dass die Patientin möglicherweise jeden Tag morgens weint, weil sie sich an den verstorbenen Mann erinnert, dann kann der Roboter darauf reagieren. Indem er tröstet, indem er ablenkt. Beispielsweise, indem er Bilder von schönen Erlebnissen zeigt“, erklärt Projektmitarbeiter Dr. Adamantios Koumpis.

Was banal klingt, kann pflegebedürftigen Menschen das Leben erleichtern, bisweilen sogar retten, meinen die Wissenschaftler. Denn der Roboter könnte den Zustand der Patienten stets im Blick behalten und das Pflegepersonal gezielt alarmieren, sobald er gravierende Änderungen feststellt. Darunter auch Änderungen, die auf den ersten Blick positiv erscheinen mögen: „Nehmen Sie die Frau, die jeden Morgen weint. Tut sie das eines Morgens nicht, kann dies durchaus ein Alarmsignal sein“, so Koumpis.

Besser als eine Pflegekraft?

„Um es ganz provokant zu sagen: Diese Roboter könnten sich in manchen Fällen um demenzkranke Patienten besser kümmern als eine überlastete Pflegekraft“, sagt Prof. Dr. Siegfried Handschuh über die Roboter. Handschuh ist Inhaber des Lehrstuhls für Informatik mit Schwerpunkt Digital Libraries and Web Information Systems an der Universität Passau. Gemeinsam mit seinem Team steuert er die Software bei, die dem Roboter Verständnis verleiht: für Sprache, aber auch für den Gemütszustand der jeweiligen Patientinnen und Patienten.

Die Passauer sind Spezialisten im Bereich des Natural Language Processing. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die es ermöglichen soll, dass Mensch und Maschine nicht nur miteinander kommunizieren können, sondern auch lernen, einander zu verstehen. „Mario versteht nicht alles, insbesondere, wenn jemand starken Dialekt spricht“ räumt Koumpis ein. Es bereite den Menschen dennoch Freude, mit ihm zu kommunizieren.

Erfolgreicher Testlauf

Von August 2016 bis August 2017 begleiteten die Roboter demenzkranke Patienten in Irland, Italien und Großbritannien. Der Roboter ist ein Jahr lang im Einsatz mit demenzkranken Patientinnen und Patienten getestet hat. In Großbritannien teilten sich die Menschen mit den Maschinen ihre heimischen vier Wände. Die Resonanz war positiv und die Wissenschaftler sind zufrieden. „Menschen mit Demenz mögen ‚Mario’. Es bereitet ihnen Freude, mit dem Roboter zu interagieren. Wir hätten erwartet, dass der Roboter auf mehr Skepsis stoßen würde“, so Prof. Dr. Handschuh.

Im Januar 2018 läuft das Projekt aus, dann sollen die Roboter auf den Markt kommen. Sie sollen durchaus erschwinglich sein. Aus diesem Grund arbeiten die Wissenschaftler mit einem etwas älteren Modell, dem „Kompai 2“, entwickelt vom französischen Unternehmen Robosoft. Dieses Modell haben die Forscher mit der Software aus Passau aufgerüstet.