Pflege: Leistungsfähigkeit am Limit

Rund jeder sechste Arbeitnehmer in Deutschland arbeitet häufig an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Dabei sehen diese Beschäftigten sich sowohl höheren körperlichen Belastungen wie schwerem Heben und Tragen als auch höherer psychischer Belastung beispielsweise durch Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt als die übrigen Erwerbstätigen. Besonders betroffen sind die Pflegeberufe. Das jetzt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlichte Faktenblatt „Arbeiten an der Leistungsgrenze“ geht daher dezidiert auf diese Berufsgruppe ein.

Während 16 Prozent der abhängig Beschäftigten in anderen Berufen oft an der Leistungsgrenze arbeiten, liegt der Anteil in den Pflegeberufen mit 30 Prozent fast doppelt so hoch. 85 Prozent dieser Pflegekräfte fühlen sich dadurch stark belastet. Rund vier von fünf Beschäftigten, die häufig ihre Leistungsgrenze erreichen, sehen sich starkem Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt.

Knapp jeder dritte Arbeitnehmer, der an der Grenze der Leistungsfähigkeit arbeitet, berichtet zudem über häufige gefühlsmäßige Belastung, während das bei den übrigen Beschäftigten nur jeder Zwölfte tut. Wer häufig seine Leistungsgrenze erreicht, arbeitet doppelt so häufig unter Zwangshaltung (28 Prozent) oder bewegt schwere Lasten (40 Prozent) als die übrigen Erwerbstätigen. Im Pflegebereich sind die körperlichen Belastungen noch deutlich höher, beispielsweise wegen des notwendigen Patiententransfers.

Leistungsfähigkeit gefährdet

Die höheren körperlichen und psychischen Belastungen dieser Beschäftigten haben Auswirkungen auf deren gesundheitliche Situation. Rund zwei Drittel der Betroffenen geben an, unter drei oder mehr psychosomatischen Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung oder Reizbarkeit zu leiden. Bei den Beschäftigten, die manchmal, selten oder nie an ihre Grenzen gehen, ist es nur etwa jeder Dritte. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Beschwerden im Bewegungsapparat.

Unterstützende Technologien prüfen

Die Experten raten daher dringend dazu, dass gerade in Berufen mit besonders hohen psychischen und körperlichen Anforderungen die Gestaltung guter Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt rücken sollte. Das gilt insbesondere in der Pflege. Führungskräfte sollten geeignete Maßnahmen ergreifen, beispielsweise mehr Personal einplanen, realistische Ziele vereinbaren und Fort- und Weiterbildungen anbieten. Darüber hinaus sollten neue Technologien dahingehend geprüft werden, ob sie den Arbeitsalltag der Beschäftigten erleichtern können. Das Faktenblatt „Arbeiten an der Leistungsgrenze“ steht kostenlos auf der Seite der BAuA zur Verfügung.