Personalisierte Behandlung mittels App

Gebäude der Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad
Gebäude der Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad (Foto: Oberberg GmbH)

Das selbst entwickelte „Oberberg Psychometrie Testsystem (OPT)“ wird in vielen Kliniken der Oberberg Gruppe eingesetzt und hat jetzt mit mehr als 160.000 durchgeführten Erhebungen seine Einführungsphase erfolgreich abgeschlossen.

Welcher Patient benötigt welche Behandlung zu welchem Zeitpunkt? Dies ist für die Behandlung von psychischen Erkrankungen eine der zentralen Fragen. Auch wenn eine Vielzahl an evidenzbasierten Behandlungsoptionen vorliegt, muss eine Behandlung an den individuellen Fall angepasst, also personalisiert werden.

Das kann zunächst aufgrund des individuellen Fallkonzeptes geschehen, wobei der genauen Diagnose und den damit korrespondierenden störungsspezifischen Behandlungskonzepten eine besondere Bedeutung zukommt. Ein Teil wird jedoch nicht auf die angewendete Vorgehensweise ansprechen, was in der klinischen Versorgung häufig nicht früh genug erkannt wird und deshalb auch nicht in der weiteren Behandlung zeitnah berücksichtigt werden kann. Die Anpassung der Behandlung an den Patienten darf deshalb nicht mit der Auswahl störungsspezifischer Interventionen enden.

Systematisches Verlaufsmonitoring

Dass ein systematisches Verlaufsmonitoring einen positiven Einfluss auf den Behandlungserfolg hat, ist in weit über 100 wissenschaftlichen Studien untersucht. Besonders Patienten, die auf die Standardbehandlung nicht ansprechen, profitieren von einem solchen Vorgehen. „Bewegt sich die Behandlung nicht in die gewünschte Richtung, lässt sich das durch kontinuierliche Psychometrie rechtzeitig erkennen und die Therapie dann entsprechend anpassen“, erläutert Privatdozent Dr. Lars Hölzel, Leitender Psychologe und wissenschaftlicher Leiter der Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad und der Tagesklinik Frankfurt am Main. 

Hierdurch kann schneller eine geeignete Behandlung gefunden und unnötig lange Behandlungen können verkürzt werden. Zwar empfehlen die Behandlungsleitlinien bei unterschiedlichen Indikationen längst die Verlaufsevaluation, aber im Klinikalltag wird dies selten systematisch umgesetzt.

Auf den Patienten zugeschnittene Fragebögen

Mit dem selbst entwickelten „Oberberg Psychometrie Testsystem (OPT)“ lassen sich standardisierte oder individuell auf den Patienten zugeschnittene psychologische Fragebögen zusammenstellen, die von dem Patienten per App oder Web-Interface ausgefüllt werden können. Die erhobenen Informationen werden datenschutzkonform erfasst, ausgewertet und stehen den behandelnden Therapeuten grafisch aufbereitet zur Verlaufskontrolle und Therapiesteuerung zur Verfügung.

Wird beispielsweise bei einem Patienten mit einer rezidivierenden depressiven Störung festgestellt, dass es nach einer angemessenen Zeit zu keiner Verbesserung der Symptomatik gekommen ist, kann geprüft werden, welche Faktoren ein Ansprechen auf die Behandlung verhindern, wie etwa eine Störung der therapeutischen Beziehung, ein Motivationsproblem oder ein die Patientin oder den Patienten überforderndes therapeutisches Vorgehen. Durch die App können Patienten auch nach der Entlassung aus der Klinik weiter Daten eingeben, sowohl zur Verlaufskontrolle bis zum Beginn einer ambulanten Weiterbehandlung als auch zur Durchführung von Katamnesen (Nachuntersuchungen).

Das OPT wird bereits in vielen Kliniken der Oberberg Gruppe eingesetzt und hat mit mehr als 160.000 durchgeführten Erhebungen seine Einführungsphase erfolgreich abgeschlossen. Es wird jetzt flächendeckend als Standard der Behandlungsplanung und -steuerung innerhalb der Gruppe etabliert. Das positive Fazit der Oberberg Gruppe: Das OPT gehört zu einem Maßnahmenportfolio, das die Vorzüge der Digitalisierung im Sinne einer wirksamen, innovativen und zeitgemäßen Behandlung nutzbar macht.

Tool zur Qualitätssicherung

Die durch das OPT gesammelten Falldaten und Daten zur Zufriedenheit werden außerdem aktiv zur Qualitätssicherung verwendet. So werden die anonymisierten Daten im Rahmen einer freiwilligen externen Qualitätskontrolle zusätzlich im Rahmen einer Kooperation mit dem Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) analysiert und reflektiert.